Die Kirchengemeinde in Oberkochen ist seit Jahren freundschaftlich mit den Comboni-Missionaren in Nairobi verbunden und unterstützt deren Arbeit. In seinem Brief berichtet Pater Maurizio Benaghi von den Fortschritten und Erfolgen, aber auch den Schwierigkeiten, mit denen er sich konfrontiert sieht.
Liebe Freunde, viele Grüße aus Nairobi.
Wir möchten Euch gerne berichten, was in den vergangenen Monaten in Napenda Kuishi geschehen ist. Napenda Kuishi gedeiht weiterhin und hilft unserer Jugend, auf ihr Leben zu achten. Die Anzahl der Jugendlichen, denen wir in unseren Zentren dienen, liegt bei 300 und steigt beständig an.
Einige wichtige Ereignisse haben die letzte Zeit geprägt.
Am 17. Dezember 2017 haben 22 Jugendliche aus unserem Wohnheim in Kibiko nach einem Jahr intensiver Rehabilitationstherapie ihren Abschluss gemacht. Viele von ihnen sind nun schon an Schulen angemeldet, andere sind in Berufspraktika oder in Berufsvorbereitungskursen, während einige wenige in Berufsausbildung sind. Das ist ein beachtliches Ergebnis in Anbetracht der Tatsache, dass alle 22 Jugendliche Drogenprobleme hatten und auf der Straße lebten, bevor sie in unser Wohnheim kamen.
In den beiden anderen Tageszentren, Kisumu Ndogo und Boma, hat die Zahl der rehabilitierten Jugendlichen 75 erreicht: eine unglaubliche Leistung, die der Hingabe unserer Mitarbeiter zu verdanken ist. Die meisten von ihnen sind nun in der Schule oder in Berufspraktika. Einer aus besonders schwierigen Familienverhältnissen wurde von Gericht Napenda Kuishi anvertraut mit mir als gesetzlichem Vormund. Mit Joseph, diesem letzten, ist die Anzahl der Jugendlichen, die von Napenda Kuishi betreut werden, auf fünf angestiegen. Für sie alle bin ich Vormund und damit eine Vaterfigur.
Ein weiteres bedeutendes Ereignis war die Entscheidung, ein viertes Zentrum zu eröffnen, um den zunehmenden Bedürfnissen unserer Kinder und Jugendlichen gerecht zu werden. Dieses neue Zentrum wird als Zwischenstation fungieren für Kinder und Jugendliche, die ihr Rehabilitationsprogramm abgeschlossen haben, aber noch nicht in ihre Familien zurückgeführt werden können, weil sie entweder Waisen sind oder weil die familiäre Situation für sie nicht förderlich wäre, so dass das Risiko besteht, dass sie wieder auf der Straße landen. Diese Entscheidung ließ lange auf sich warten, auch wegen all der Begleiterscheinungen: ein Übergangsheim ist streng genommen kein Rehabilitationszentrum, sondern ein Heim für diejenigen, die kein Zuhause haben, und Napenda Kuishi ist jetzt sogar noch mehr die einzige Familie für dies Jugendlichen. In diesem Heim muss das Personal den „Familienaspekt“ besonders berücksichtigen und gleichzeitig die Jugendlichen dabei unterstützen, ein positiver produktiver Teil der Gesellschaft zu werden, entweder durch Weiterbildung oder durch Teilnahme am Arbeitsmarkt, um einen Arbeitsplatz zu erhalten.
Schließlich noch ein Wort zu unserer immer noch im Bau befindlichen Berufsübungsschule von Napenda Kuishi. Die Schule soll unsere Jugendlichen helfen, die nicht aufs College oder die Hochschule gehen, nützliche Fertigkeiten zu erlernen (Zimmerei, Elektro, Klempnerei, Computer und kaufmännisches Grundwissen). Auch dieser Weg wurde beschritten, weil wir an die Zukunft unserer Jugendlichen nach der Rehabilitation denken, wenn sie imstande sein müssen, sich selbst und in vielen Fällen ihre jüngeren Geschwister und / oder ihre Geschwister zu versorgen. Wir sind nun im zweiten Abschnitt der Bauarbeiten: nachdem die beiden Werkstätten für das praktische Training schon fertiggestellt sind, sind wir gerade mitten dabei, das „Trainingszentrum“ zu errichten: ein zweigeschossiges Gebäude mit Klassenzimmern, Computerräumen, Speisesaal und Küche im Erdgeschoss sowie Schlafsälen und Schlafzimmern im Obergeschoss. Nach der Fertigstellung (Ende 2018) werden wir in der Lage sein, 50 Jugendliche pro Jahr in den oben genannten Berufen auszubilden.
Ein paar Zeilen auch zu unserem Schülerspeisungsprogramm, das in diesem Jahr hilft, 1500 Kinder in unseren drei Schulen St. John, Watoto Wetu und St. Martin zu ernähren. Die Anzahl der Kinder in unseren drei Schulen ist dieses Jahr gestiegen, und so sehen wir uns mit vielen Herausforderungen konfrontiert, nicht nur wegen der gestiegenen Zahl, sondern auch wegen Mangel an Geldmitteln. Dank Euch und Eurer Hilfe sind unsere Kinder bis jetzt nie hungrig nach Hause gegangen! Bis zu diesem Jahr haben Eure Hilfe und die Hilfe von einem anderen Programm in Zusammenarbeit mit dem Welternährungsprogramm und der kenianischen Regierung uns viel geholfen. Leider endet das Programm des WFP und der kenianischen Regierung für die Schulen St. John und St. Martin – nicht Watoto Weru – im Juni 2018. Das bedeutet eine große Herausforderung für uns.
Das gleiche gilt für das Schulgebührenprogramm, bei dem – wieder mit Eurer Unterstützung – 35 Kinder die Schule zu besuchen konnten, weitere konnten ihre Ausbildung fortzusetzen. Ihr seid wirklich Engel für diese Kinder und verändert deren Leben.
Die größte derzeitige Herausforderung betrifft die drei Schulen St. John, St. Martin und Watato Weru mit – wie ich geschrieben habe – insgesamt fast 1500 Schülern. Kürzlich wurde der Registrierungsprozess beim kenianischen Bildungsministerium und auch bei der Diözese Nairobi für unsere drei Schulen abgeschlossen. Unsere Schulen sind jetzt in jeder Beziehung gesetzlich anerkannte katholische Grundschulen im Eigentum und unter der Verwaltung der Comboni-Missionare. Das war und ist ein großer Schritt dahin, die Qualität unserer Schulen zu verbessern und auf Regierungsebene als offizielle Bildungseinrichtung anerkannt zu sein.
Dennoch stehen unsere Schulen vor großen Herausforderungen, da alle Ausgaben deutlich gestiegen sind (Lebensmittelkosten, Gehälter, etc.), und das Spendenaufkommen zurückgegangen ist. Zeitweise kämpfen wir darum, all die Ausgaben zu decken, aber wir wissen, dass wir mit Gottes Hilfe und Vorsehung und mit Freuden wie Euch nicht alleine sind, und wir wissen auch, dass wir den Weg mit unseren Kindern weitergehen werden. Offen gesagt, in den Schulen erleben wir ständige Herausforderungen, und wir kämpfen jeden Monat darum, all die Ausgaben zu decken. Eure großartige Hilfe hält uns zahlungsfähig, aber wir brauchen immer noch viel Hilfe, und jeden Monat kämpfe ich darum, Geldmittel aufzutreiben, um die Gehälter zu bezahlen und all die anderen Ausgaben einschließlich Betriebskosten, Bücher, Lehrmaterialien, etc. Wir hoffen wirklich, weiterhin allen bedürftigen Kinder qualitative katholische Bildung bieten zu können.
Alles, was wir hier in Kariobangi tun, wird ermöglicht durch Eure Großzügigkeit und Hingabe, aber vor allem durch die Liebe von Freunden wie Euch, die uns und unsere Jugendlichen jeden Tag begleiten. Dank Eurer Freundschaft und Unterstützung können wir gemeinsam viele Kinder von der Verlockung der Drogen, von Gewalt und oft von Tod bewahren. Meine Dankbarkeit und die meiner Mitarbeiter und vor allem die Liebe und Zuneigung unserer Jugendlichen kann man nicht in Worte fassen: Ihr seid etwas Besonderes für uns! Bitte träumt weiter mit uns von einer besseren Zukunft für die Tausende von Jugendlichen, die jeden Tag in den Straßen und Slums von Nairobi überleben. Die Liebe und Barmherzigkeit Gottes hat jeden von uns zu seinem Werkzeug für die Ärmsten und Verlassensten gemacht, und Eure Leidenschaft und Liebe sind Beispiel und Antrieb für mich, die Comboni-Missionare in Kariobangi und all unsere Mitarbeiter. Ohne Euch, ohne Eure Unterstützung und Liebe könnten wir nicht tun, was wir jeden Tag versuchen. Bitte betet weiterhin für uns, so wie wir für Euch. Herzlichen Dank! Gott segne Euch alle, weil Ihr ein wahrer Segen für uns alle seid!
Mit aufrichtigem Dank
Pater Maurizio Binaghi