Ein herzliches „Hallo“ an alle Freunde aus Arequipa, auch an dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei allen, die mir auf meinem Blog oder auf Facebook einen unterstützenden Kommentar da gelassen haben. Ihr seid mir eine große Hilfe!
Wie ihr vielleicht gelesen habt, war am Sonntag vor einer Woche ein beachtliches Erdbeben in der Gegend von Arequipa. Mir geht es nach wie vor gut und ich bin putzmunter, allerdings war das Beben schon eine extreme Erfahrung.
Ich saß am Sonntagabend vor meinem Laptop und habe Spanisch geübt. Auf einmal merke ich, wie die Erde bebt. Wie alles um mich herum wackelt. Am Anfang ist es mir nur an Kleinigkeiten aufgefallen. Der Schlüssel im Schrank hat hin und her geschwankt und das Wasser im Glas schwappte von einer Seite zur anderen. An diesem Punkt hatte ich mehr einen Adrenalinrausch als wirkliche Angst. Man hat es dann auch am Gebäude ein bisschen gemerkt, dass es wackelte. Ich habe überlegt, was ich machen soll, habe das Licht ausgemacht, den Laptop zu und bin runtergegangen, wo ich auf die Padres getroffen bin und wir haben kurz über das Beben geredet. So schnell wie es da war, war es auch wieder weg und ich hätte es nie im Leben für eine große Sache gehalten. Aber es scheint, dass viele Menschen gestorben sind und viel Schaden entstanden ist.
Am Morgen darauf gab es dann ein Nachbeben. Ich war zu diesem Zeitpunkt im Kindergarten und hatte wesentlich mehr Angst, obwohl ich dieses Mal nicht gespürt habe. Die Kinder waren alle im großen Frühstücksraum und die Stimmung war lustig. Auf einmal merkte ich, wie die Atmosphäre umschlug. Ich kann es nicht ganz erklären. Auf einmal hat sich Panik bei mir breit gemacht. Der ganze Kindergarten wurde evakuiert und ich habe nur geschaut, dass kein Kind zurückbleibt. Ich kann nicht erklären, woran ich gemerkt habe, dass es ernst war. Aber das war es definitiv. Wir saßen mit den Kindern vielleicht 20 Minuten auf dem Sportplatz, dann war es vorbei.
Ansonsten war meine letzte Woche im Kindergarten recht ruhig. Meine Arbeit war diese Woche wieder mit den 5-jährigen. Ich habe die Kinder besser kennengelernt und sie mich. Die Kleinen sind wirklich zum Liebhaben. Sie sind sehr herzlich und aufgeschlossen. Ohne jegliche Vorurteile begegnen sie mir und es vergeht kein Tag, an dem sie nicht von mir wissen wollen, was das ein oder andere Wort in Deutsch oder Englisch heißt.
Mittlerweile verstehe ich auch, was es heißt, dass die Arbeit im Kindergarten sehr „verschult“ ist. Die Kinder müssen z.B. Arbeitsblätter ausfüllen über Unterscheidungen zwischen „Vielen“ und „Wenigen“. Sier lernen die ersten Buchstaben und die ersten englischen Wörter. Außerdem gibt es Hausaufgaben für die Kinder. Da es keine Arbeitshefte oder Blätter gibt wie in Deutschland, weden von den Lehrerinnen die Blätter für jedes Kind einzeln gestempelt. Das ist hauptsächlich meine Aufgabe gewesen.
Auch mit den anderen Lehrerinnen verstehe ich mich immer besser und mit meinen wachsenden Spanischkenntnissen wird es auch einfacher, mich zu unterhalten. Am letzten Samstag war hier in Peru ein Feiertag der „Santa Rosa de Lima“. Die Pfarrei hat ein Fest veranstaltet. Frühmorgens habe ich zusammen mit meinen Kindergartenkolleginnen den Gottesdienst besucht. Der Glaube der Menschen hier scheint mir mehr nach greifbaren Dingen zu suchen. So gab es mehrere verschiedene Figuren der „Santa Rosa“. Alle waren schön eingekleidet mit prächtigen Gewändern und mit vielen Blumen geschmückt. Auch wurde ich dazu angehalten, unbedingt mit vor den Altar zu kommen als wir alle mit Weihwasser gesegnet wurden, damit ich auch richtig viel Weihwasser abbekomme. Meine Kleidung war danach recht nass. Das Fest fand direkt vor der Kirche statt und die ganze Straße wurde für den Verkehr blockiert. Es wurden verschiedene Stände aufgebaut, die die unterschiedlichsten Essenswaren verkauften und eine große Bühne auf der die Moderatoren des Spiels „Bingo“ standen. Dieses Spiel was das eigentliche Highlight des Tages. Es ist ein Spiel, bei dem zufällig verschiedene Zahlen gezogen werden. Jeder Teilnehmer hat eine kleine Karte auf der verschiedene Zahlen notiert sind. Immer wenn eine Zahl gezogen wird, die sich auf der eigenen Karte befindet, darf man diese umknicken. Auf diese Weise müssen verschiedene Symbole mit den umgeknickten Karten gelegt werden. Wer ein Symbol zuerst beendet, bekommt einen Preis. Die Leute sind ganz verrückt danach und mehr als einmal wurde mir inbrünstig versichert, dass Bingo das tollste Spiel ist. Während dem ganzen Fest hat sich mein Eindruck bestätigt, dass die Menschen in Peru sehr nett und freundlich sind.
Ich hoffe, es geht Euch allen gut und ihr seid wohlauf.
Anna Schönstedt hilft als Missionarin auf Zeit in dem Kindergarten „San Daniel Comboni“ in Arequipa, Peru mit.