Liebe Freunde,

bereits seit zehn Jahren bin ich in Gulu/Norduganda tätig und leite die Handwerkerschule „Daniel Comboni Vocational Institute“, die seit 1995 jährlich ca. 200 junge Männer und Frauen als Schreiner, Maurer, Elektriker, Automechaniker und Schlosser ausbildet.

Die formelle Ausbildung wird von der „Ministry of Education“ überwacht und nach zwei Jahren mit einer anerkannten Abschlussprüfung beendet. Qualifiziertes und erfahrenes Personal von 22 Ausbildern garantiert eine berufsbezogene, praxisorientierte Ausbildung. Für die informelle Ausbildung werden überwiegend junge Menschen aufgenommen, die wenig Schulbildung haben und auch solche, die nicht lesen oder schreiben können. Eine gute Anzahl von Jugendlichen kommt für ein Praktikum in den verschiedenen Produktionswerkstätten, um praktische Erfahrungen zu sammeln. Dieser Einsatz wird ihnen für eine Anstellung in der einheimischen Industrie zu Gute kommen.

Vor einer Woche haben wir letztendlich auch die langersehnten Diplom-Kurse für 70 Schulabgänger eingeführt. Diese technische Ausbildung in unserem Institut wird von der Bevölkerung hoch geschätzt, weil sie somit im Norden Ugandas ihre Ausbildung bestreiten können. Dadurch müssen sie nicht in weitentfernte Hochschulen gehen und können überdies bei Ihren Familien wohnen bleiben.

Angegliederte Produktionswerkstätten helfen uns bei einer praxisbezogenen Ausbildung und der Beschaffung von neuen Arbeitsplätzen. Mittlerweile beschäftigt das Zentrum 110 Angestellte und 200 Azubis. Somit sind wir in der nördlichen Region Ugandas einer der größten Arbeitgeber, die einen guten Ruf pflegen. Die verschiedenen, angeführten Ausbildungssysteme helfen jungen Menschen einen Beruf zu erlernen und das Gefühl zu bekommen, dass sie in der Gesellschaft gebraucht werden. Dadurch steigert sich Ihr Selbstbewusstsein enorm.

Mehr als die Hälfte des Volkes ist unter 15 Jahre alt. Damit hat Uganda die durchschnittlich jüngste Bevölkerung der Welt. 82 % der arbeitsfähigen Bevölkerung lebt auf dem Land. Circa 65 % der Arbeitnehmer sind in der Landwirtschaft beschäftigt. 70 % der arbeitsfähigen Bevölkerung hat keine formelle Berufsausbildung. Deshalb sind unsere technischen Einrichtungen für die Bevölkerung notwendig und unverzichtbar.

Das Land hat viele soziale Probleme. Ein Großteil der Menschen lebt in Armut. Für die jungen Menschen gibt es kaum Möglichkeiten, einen guten Schulabschluss und eine Berufsausbildung zu erwerben, die ihnen später ein besseres Leben sichern könnte. Mädchen und Frauen haben es hier besonders schwer. In der traditionellen Kultur dieser Gegend werden sie nicht ermutigt, sich fortzubilden. Deshalb haben wir spezielle Ausbildungen für die Frauen und Mädchen in unserer Schule integriert. Überwiegend unterstützen wir hierzu junge Mütter, diejenigen, die keinen Schulabschluss haben, leicht Behinderte, HIV-Infizierte und ehemals entführte Frauen.

Nach der Ausbildung werden Kleinbetriebe gegründet, die wir teilweise weiterhin unterstützen und auch technisch und finanziell begleiten.

Durch den langanhaltenden Krieg mit der LRA von 1987 bis 2007 haben wir erkannt, dass wir in erster Linie etwas Grundlegendes für die vielen Jugendlichen im Norden Ugandas gestalten müssen. Tod und Verwüstung, barbarisches Morden der Bevölkerung, Krankheit, Schicksale, Gewalt und Unsicherheiten in der Gesellschaft haben uns dazu bewegt, die Gründung unserer Handwerkerschule zu beschleunigen.

Unser Auftrag besteht darin, dass wir in erster Linie den christlichen Glauben miteinander teilen, Erziehung, Bildung und technische Ausbildung fördern, um somit verantwortungsbewusste Bürger in der Gesellschaft zu formen. Durch diese Initiative bekämpfen wir Armut, Elend und Ausbeutung.

Bruder Konrad Tremmel