Hola amigos!

Hier endlich mein erster Bericht über die ersten Wochen in Peru!

Anreise – Lima

Nach dem Abschied am Flughafen ging es los mit dem Flugzeug über Madrid nach Lima, wo ich die ersten drei Tage verbracht habe. Dort habe ich neben der Beantragung eines Jahresvisums auch einen ersten Eindruck von Peru gewinnen können, das Stadtzentrum besichtigt und das erste Mal Ceviche gegessen (ein peruanisches Gericht aus rohem Fisch mit Zitrone) – also das war mehr oder weniger ganz lecker.

Der Autoverkehr in Lima ist unglaublich! Wir sind mit einem kleinen alten VW-Käfer durch die Gegend gefahren – zwischen all den Autos und Bussen für die „gegenseitig achten“ eher nicht zum Fahren dazu gehört. War super!

Da Peru auf der südlichen Hemisphäre liegt, bin ich mitten im Winter gelandet. Aber der Winter hier ist etwa wie der Sommer in Deutschland. Wenn nicht sogar sonniger! Jetzt im September beginnt dann der Frühling. Das Klima ist (bis auf die Regenzeit im Januar/Februar, aber letztes Jahr ist diese ausgeblieben) das Jahr über konstant. Die Temperaturschwankung während des Tages ist jedoch stark. Während es tagsüber über 30 Grad hat, ist es ohne Sonne sehr kalt und man zieht lieber dicke Pullis und Jacken an.

Arequipa

Am Donnerstagabend ging es weiter mit dem Bus in den Süden Perus. Nach 16,5 stündiger Fahrt, vor allem entlang der Pazifikküste, kam ich am nächsten Morgen in Arequipa an. Die Stadt liegt auf etwa 2300 Metern und ist umrandet von 3 Vulkanen. Ich wurde vom Busparkplatz abgeholt und dann ging es nach Alto Selva Allegre, der Stadtteil wo die Pfarrei der Comboni-Missionare liegt. Dort befinden sich nebeneinander stehend das Haus der Padres, eine Kirche, ein Kindergarten und eine Krankenstation. Im Haus leben mit mir 7 Personen. Ich wurde sehr freundlich in die Gemeinschaft aufgenommen und fühle mich hier sehr wohl.

Ich habe ein eigenes Zimmer und man erreicht es, wenn man über eine kleine Terrasse im dritten Stock geht. Wenn man dort aus dem Fenster schaut, hat man einen direkten Blick auf den Vulkan Misti.

Verwirrend war erst, dass hier die Etagen anders gezählt werden. Hier gibt es nämlich kein Erdgeschoss, sondern das Erdgeschoss ist hier das erste Stockwerk. Im Aufzug in Lima hab ich deshalb den Ausgang erst mal gar nicht gefunden, da ich nach dem Knopf mit Erdgeschoss gesucht habe.

Das Wetter in Arequipa ist gewöhnungsbedürftig. Toll ist, dass jeden Tag die Sonne scheint. Um 6 Uhr geht die Sonne auf und um 6 Uhr auch wieder unter. Nach 6 Uhr sagt man auch nur noch „Buenas noches“ (Gute Nacht). Während es ohne Sonne sehr kalt wird und man sich warm anziehen muss, weil man sich sonst erkältet, ist es tagsüber sehr warm. Die Sonne brennt stark und ohne Sonnenhut und -creme sollte man nicht aus dem Haus. Den ersten Sonnenbrand hatte ich deshalb auch schon – wie man halt so denkt: die Sonne wird schon nicht so schlimm sein, wie alle sagen!

Auch ein kleines Erdbeben habe ich erlebt. Um 5 Uhr morgens hat auf einmal alles gewackelt.

Kindergarten

Die Pfarrei zählt mehrere Bezirke und einer dieser Teile ist villa ecológica, ein armer Teil von Arequipa. Als ich dort das erste Mal war, war ich doch etwas erschrocken, in welchen Verhältnissen die Menschen dort leben. In villa ecológica ist auch der Kindergarten San Daniel Comboni, wo ich dieses Jahr helfen werde. Ich hatte jetzt meine zwei ersten Arbeitswochen dort. Die Kinder nehmen einen ganz lieb auf und wollen einen gleich umarmen und spielen. Es gibt dort sechs verschiedene Gruppen, die nach Alter aufgeteilt sind: 2-Jährige, 3-Jährige (A und B), 4-Jährige (A und B), 5-Jährige. In meiner ersten Woche habe ich jede Gruppe einmal besucht und danach konnte ich wählen, in welcher Gruppe ich für das Jahr bleiben möchte. Ich habe mich dann für die 2-Jährigen entschieden! Diese Gruppe hat 25 Kinder. Aber wenn eine profesora krank ist, helfe ich in der Gruppe mit, wo sie mich brauchen. Insgesamt sind es 140 Kinder und jede Gruppe hat eine profesora und eine auxiliar. Mich nennen sie Señorita oder Lenita. Mit den Kindern zu arbeiten macht mir sehr viel Spaß. Danach fahre ich immer glücklich, aber auch müde nach Hause.

Im Kindergarten werden alle möglichen Feste gefeiert und eine der Gruppen macht meist eine kleine Aufführung. Da hatten wir zum Beispiel den Tag der Folklore, Tag der ancianos (alten Menschen), Tag der Santa Rosa de Lima. Natürlich immer in Kostüm und mit Choreographie!

Bus – Combi – Collectivo

Die Anfahrt mit dem Bus/Combi/Collectivo (drei verschiedene Fahrzeuge) zum Kindergarten ist ziemlich kompliziert, weil man einmal umsteigen muss, es unglaublich viele Busse gibt und diese immer irgendwie anders kosten. Wobei jeder hier die verschiedenen Preise genau kennt und ich mir das einfach noch nicht merken kann – wird aber langsam. Wenn man aussteigen will, muss man ganz laut „baja“ schreien und hoffen, dass man durch die vielen Menschen hindurch zum Ausgang kommt.

Zum Zentrum nimmt man auch einen Combi (man muss zum Glück nicht umsteigen) und überwindet 200 Höhenmeter bis man nach etwa einer halben Stunde im Zentrum ist. Dort ist es sehr schön. Die große Plaza de Armas ist die Mitte und von dort aus führen verschiedene Straßen mit Geschäften in alle Himmelsrichtungen. Wir waren schon öfter auf einem Markt und haben Hühnchen gekauft. Als ich dort war, ist mir wieder eingefallen, warum ich ja eigentlich Vegetarierin bin. Aber das Obst ist toll!

Am Sonntag helfe ich vormittags einer jungen Frau, die Jugendliche aus villa ecológica auf die Firmung vorbereitet. Und komme so auch in Kontakt mit den Jugendlichen von villa ecológica.

An einem Sonntagnachmittag sind wir zu den „Peleas de toros“ gefahren. Dort treten in einer großen Arena Stiere gegeneinander an. Das war beeindruckend. Auf der einen Seite, wie die Stiere mit den Köpfen und Hörnern aufeinander zu sind, bis einer der Stiere am Boden liegt oder wegrennt = aufgibt. Auf der anderen Seite das Publikum (es waren unglaublich viele), das mit einer Leidenschaft geschrien und auf die verschiedenen Stiere gewettet hat. Da floss auch reichlich das einheimische Bier Arequipeña – ist sehr lecker, aber Cusqueña ist besser.

Da die Religion im Leben der Menschen hier eine große Rolle spielt, besuche ich immer wieder verschiedene Messen. An einem Samstagabend habe ich zum Beispiel eine Messe in villa Asunción besucht. Dort feierten sie den Festtag ihres Stadtteils und nach der Kirche gab es noch warme Getränke, ein Feuerwerk und Musik. Auch Messen in Mirador und in villa ecológica habe ich schon besucht. Dort werde ich von den Menschen immer total lieb aufgenommen. Außerdem gibt es in den verschiedensten Kirchen immer Gottesdienste und ich begleite die Padres öfter und bekomme so Kontakt zu den verschiedensten Menschen.

Spanisch verstehen geht inzwischen richtig gut. Manchmal muss ich noch einmal nachfragen, aber ich denke manchmal sogar in Spanisch. Das Sprechen fiel mir am Anfang etwas schwerer, aber das wird jeden Tag besser. Jetzt führe ich schon ganz normale Unterhaltungen und jeden Tag lerne ich dabei neue Worte.

Das wars erst mal! Ich hoffe, es geht allen gut!

Viele liebe Grüße,

Lena

Lena Lochschmidt aus Altdorf bei Nürnberg ist zurzeit als Missionarin auf Zeit (MaZ) für ein Jahr in Arequipa, Peru, und hilft dort im „Kindergarten San Daniel Comboni“ mit.