In Afrika ist AIDS ein großes Problem. Francesca Cyris und Greta Berges, die in Alenga, Uganda, als MaZ tätig sind und in einer Mädchenschule
unterrichten, haben sich der Herausforderung gestellt. Sie schreiben:
Seit Februar geben Greta und ich am Freitagabend zusätzliche Unterrichtsstunden.
Wir begannen mit einer Unterrichtsstunde über „Die Welt“ und bauten die Stunde als Quiz auf. Frage Nummer eins: Wie viele Kontinente gibt es und was sind ihre Namen? Für einige wenige ein Klacks. Andere waren verzweifelt: „Francesca, was ist ein Kontinent?“ Andere schrieben nach einer kurzen Diskussion in der Kleingruppe auf: „Es gibt 53 Kontinente.“, dann folgten: „Brasilien, Uganda, Russland…“.
Was ist wirklich wichtig?
Doch, ich gebe zu, dass auch ich – trotz zwölf Jahren Schule und einem Abitur in der Tasche – viele Dinge nicht weiß. Etwa wie man Bohnen und Posho kocht. Wenn mich jemand danach fragt, sind meine Antworten auch kreativer Unsinn. In Alenga ist eben ein anderes Wissen wichtiger. Da ist es nicht von Bedeutung, wie die Hauptstadt der Mongolei heißt, sondern auf welchem Boden Cassava am besten wächst und wie man Reis am besten von Steinen und Körnern befreit, bevor man ihn auf einer Feuerstelle kocht. Was dieses Wissen und harte körperliche Arbeit betrifft, kennen sich die Schülerinnen bestens aus. Wir durften also lernen, dass Wissen sich unterscheidet und dass der Mensch eben das behält, was für ihn gerade wichtig ist.
HIV und AIDS
Als nächstes sprachen wir mit den Mädchen über HIV und AIDS. Im Vorfeld waren wir uns unsicher, inwiefern wir über Kondome als Schutz vor Geschlechtskrankheiten sprechen dürfen. Generell erfahren wir hier im Austausch mit den Schwestern und einigen der Priester einen eher konservativen Katholizismus. Doch unser Mentor, Pater Stan, der Gemeindepriester von Alenga, war begeistert von unserer Idee, mit den Mädchen über HIV und AIDS zu sprechen, und gab uns den Segen dafür, Kondome als Schutz zu besprechen. Am Ende des Gesprächs lachte er und sagte: „Glaubt nicht, dass nur ihr den Mädchen etwas beibringen werdet. Sie werden euch mit den lokalen Sichtweisen sicherlich auch belehren.“
Stan sollte Recht behalten. Nachdem wir mit der wohl einfachsten Frage, wofür die beiden Abkürzungen HIV und AIDS denn eigentlich stehen, begonnen hatten, erklärten wir die möglichen Übertragungswege. Während die große Mehrheit genau wusste, wofür die Abkürzungen stehen, brach bei den Erklärungen zuerst einmal großes Gelächter aus. Wir machten weiter mit dem Auftreten von HIV in Uganda, hier sind offiziell etwa 1,5 Millionen Menschen infiziert, wobei mit einer großen Dunkelziffer zu rechnen ist. Von ihnen sind 150000 unter 14 Jahre alt. Der Präsident Ugandas, Yoweri Museveni, hat sich erfolgreich dafür eingesetzt, die Infektionsrate von HIV zu verringern. Mittlerweile jedoch ist sie wieder angestiegen. Trotz kostenloser Tests, Behandlung und Medikamente kennen viele ihren HIV-Status nicht (ähnlich wie in Deutschland, wo die HIV-Rate übrigens auch steigt).
Eine große Unsicherheit
Weiter haben Greta und ich dann versucht, Ratschläge zu geben, wie man sich am besten vor HIV schützen kann. Ausschlaggebend war für uns, den Mädchen zu vermitteln, dass sie ihren Freund zunächst nach seinem HIV-Status befragen und auch den eigenen testen sollen, ohne sich zu schämen oder Angst zu haben. Außerdem versuchten wir klar zu machen, wie wichtig Kondome zur Vermeidung von Geschlechtskrankheiten sind und dass sie den Männern nicht einfach glauben sollen, wenn diese behaupten, negativ zu sein.
Offen und ohne Scheu
Im Anschluss ließen wir Zeit für Fragen, denn schon während unserer Erläuterungen merkten wir, dass die Mädchen zum Teil deutlich andere Vorstellungen und vor allem allerlei Fragen an uns hatten. Das war der Moment, der uns vor Augen führte, welch ein Glück wir hatten, dass wir mit unseren Eltern und Lehrern offen über diese Themen sprechen und das Internet als Antwort auf Fragen jeder Art nutzen konnten.
Die Mädchen erzählten uns, dass sie es erkennen würden, wenn jemand an AIDS erkrankt sei, denn die Farbe der Lippen würde sich verändern, und dieses Erkennen genüge als Schutz. Weiter ging es damit, dass der Bruder eines Mädchens ihr erzählt hatte, dass man bis zum 18. Lebensjahr das erste Mal gehabt haben müsse, ansonsten würde die Vagina der Frau zu klein werden und man könne niemals mit einem Mann schlafen. Wir wurden außerdem gefragt, ob es stimme, dass Männer sterben würden, wenn man ihnen nicht, wann immer sie es wünschen, sexuelle Befriedigung gebe. Wir versuchten nach bestem Wissen auf diese Fragen zu antworten. Davon abgesehen wurden wir auch über den weiblichen Zyklus gefragt, warum nur Frauen ihre Blutungen bekommen, warum das Ganze manchmal mit Schmerzen verbunden ist und so weiter.
Familienplanung
So kamen wir auf die Idee, die nächste Stunde über das weibliche Geschlechtsorgan, den Zyklus und unterschiedliche Verhütungsmethoden beziehungsweise Familienplanung zu sprechen. Wir zeigten Bilder zur Entwicklung von der Zelle zum Baby. Im Anschluss führten wir die Benutzung eines Kondoms an einer Karotte vor, was zur allgemeinen Erheiterung führte, aber auch sichtbar das Interesse weckte. Wir stellten auch weitere Verhütungsmethoden wie die Anti-Baby-Pille, die Drei-Monats-Spritze und die Spirale vor, die alle vor Ort erhältlich und größtenteils umsonst sind. Der Staat stellt diese Dinge unter dem Oberbegriff „Family Planning“ frei zur Verfügung, um die Geburtenrate von 5,6 Kindern je Frau (bei uns in der ländlichen Gegend sind es eher sieben) zu senken.Die Hälfte aller Ugander ist 16 Jahre oder jünger, während die Hälfte der Deutschen jünger als 47 Jahre ist.
Schlafsaal-Bau
Wir möchten euch auch noch ein Update in Bezug auf den Bau des Schlafsaals geben, der gut voran gekommen ist. Inzwischen ist auch das Dach drauf. Leider ging es in den letzten zwei Wochen langsamer voran, denn der Preis für den Zement ist in die Höhe geschossen. Laut der Aussagen der Bauarbeiter gibt es in der Fabrik neue Maschinen, und insgesamt verspricht man sich dadurch eine Senkung des Preises. Wie auch immer, in der zweiten Maiwoche werden die Bauarbeiter hoffentlich weiter machen und wir wieder neue Fortschritte erkennen können.
Wenn Ihr jemanden kennt ….
Nach wie vor sammeln wir Spenden für die Innenausstattung des Schlafsaals, denn wir möchten den Schülerinnen gerne Stockbetten und Moskitonetze sowie Kleiderhaken und ähnliches zur Verfügung stellen. Also wenn ihr wen kennt, der noch wen kennt, der sich gerne hier in Alenga für junge Mädchen engagieren möchte, meldet euch doch gerne! Allen Leserinnen und Lesern möchten wir jetzt auch für ihr Interesse, Engagement und Unterstützung danken! Wir haben nicht erwartet, von so vielen Menschen aus der Heimat Rückmeldung und Hilfe zu bekommen und es ist ein schönes Gefühl zu wissen, dass ihr an uns denkt.
Wer also etwas spenden möchte:
Comboni-Missionare KöR,
73479 Ellwangen
IBAN: DE66 6145 0050 0110 6170 15
BIC: OASPDE6AXXX
Verwendungszweck: MaZ Francesca Cyris (631) Alenga, Uganda