Alt werden als Comboni-Missionar- wie geht das? Die Sorge um alte und kranke Angehörige ist nicht nur eine Herausforderung für Familien sondern auch für eine Ordensgemeinschaft.

In einer Ordensgemeinschaft gibt es keinen festen Zeitpunkt, an dem jemand in den Ruhestand geht, es sei denn jemand hat einen Arbeits- oder Gestellungsvertrag, etwa als Lehrer oder Seelsorger im Auftrag der Diözese. Der Orden versteht sich als Familie. Jeder bringt sich ein entsprechend seiner Möglichkeiten und Fähigkeiten, egal, wie alt er ist. Aber auch für einen Priester oder Brudermissionar kommt die Zeit, wo er auf Hilfe angewiesen ist. Ordensleute werden alt und krank, wie andere auch, oft auch dement, verlieren die Orientierung. Wie geht die Gemeinschaft damit um?
Solange die Mitbrüder sich einigermaßen selber versorgen können, bleiben sie in ihrer jeweiligen Hausgemeinschaft und helfen dort mit, soweit sie können. Damit ist beiden Seiten gedient: Die Jüngeren und Aktiven haben den Rücken frei für ihre Tätigkeiten. Es ist gut zu wissen, dass jemand im Haus ist, ans Telefon und an die Pforte geht. Die Alten wiederum sind dankbar, zu wissen, dass sie noch gebraucht werden. Wenn möglich, nehmen alle am Tagesrhythmus teil, am gemeinsamen Gebet und an den Essenszeiten.

Das Josefinum in Ellwangen – im Dachgeschoss leben die Senioren

Seniorenstation in Ellwangen
Für solche, die mehr Hilfe brauchen, wird in Ellwangen gesorgt. Hier, im ehemaligen Josefinum – manche haben hier vor 60 Jahren ihre Schulzeit im Seminar verbracht – leben zurzeit 19 Mitbrüder: elf Priester und acht Brüder. Von den elf Priestern sind noch drei in der Seelsorge tätig, halten Gottesdienst auch außerhalb des Hauses, in Josefstal oder in Orten der Umgebung. Von den neun Brüdern sind sechs aktiv und rüstig. Im so genannten Seniorenstock unter dem Dach betreuen vier Frauen mit unterschiedlichem Arbeitsumfang die pflegebedürftigen Mitbrüder. Vonseiten der Comboni-Missionare ist Bruder Manfred Bellinger zuständig.

Alte und Aktive im selben Haus
Ellwangen ist aber kein reines Altenheim. Im Haus ist die Missionsprokura, ein Teil der Provinzverwaltung, das Provinzarchiv und die Redaktion verschiedener Publikationen, auch des Eigenteils der Comboni-Missionare in der Zeitschrift „kontinente“. Von hier aus werden auch die Jahreshefte des Freundeskreises „Werk des Erlösers“ verschickt.
Das Miteinander von aktiv tätigen mit älteren und kranken Mitbrüdern ist ein Segen für beide Seiten. Die Älteren nehmen nicht nur am Leben der Hausgemeinschaft teil, sie bekommen auch mit, was in der Kongregation geschieht und über was gerade gesprochen wird. Sie können ihrerseits von ihren Erfahrungen berichten, vielleicht manches klären, etwa wenn der Archivar nicht weiß, wer auf diesem und jenem Foto abgebildet ist. Sie garantieren einen festen Tagesablauf im Haus, der sonst gern der Beliebigkeit zum Opfer fällt. Sie sind bei den Gebets- und Essenszeiten da, wenn andere durch vielfache Verpflichtungen verhindert sind.

Häusliche Krankenpflege
Unsere Pflege- und Krankenabteilung gilt vor den Behörden als häusliche Pflege. Sie unterliegt nicht den Auflagen einer gewerblichen Pflegeeinrichtung. Die pflegenden Personen, die alle eine entsprechende Ausbildung haben, stehen nicht unter dem gleichen Zeitdruck. Das ist sicher auch ein Vorteil. Besuche von Freunden und Bekannten sind jederzeit willkommen. Und wenn jemand eine besondere Pflege braucht, vor allem nachts, dann nehmen die Sankt-Anna-Schwestern sie auf, deren Pflegeheim in unmittelbarer Nachbarschaft ist.

Solidarwerk der Orden
Seit den 1970er-Jahren sind alle deutschen Ordensleute kranken- und pflegeversichert. Jede Ordensgemeinschaft muss außerdem je nach Anzahl und  Alter ihrer Mitglieder finanzielle Rücklagen nachweisen, die auch bei Insolvenz oder Auflösung einer Ordensgemeinschaft die Altersversorgung ihrer Mitglieder absichert. Ein nicht unerheblicher Teil der Spenden wird dafür gebraucht. Außerdem gibt es ein Solidarwerk der Orden, in dem geregelt ist, wie die Gesamtheit der Orden einspringt, wenn eine Gemeinschaft nicht mehr allen ihren Verpflichtungen nachkommen kann.
Wenn Missionare alt werden: Den Beschwerden des Alters kann auch ein Ordenschrist nicht ausweichen. Er muss sie tragen, wie jeder andere Mitbürger auch. Doch zumindest für das, was eine Familie und Gemeinschaft tun kann, ist gesorgt.
Bis vor wenigen Jahrzehnten, als die Flugtickets und Schiffspassagen noch viel teurer waren als heute, haben die meisten Missionare ihr Alter in Afrika oder Lateinamerika verbracht und sind auch dort gestorben. Allein in Maria Trost bei Lydenburg in Südafrika sind 45 meist deutschsprachige Comboni-Missionare begraben. Dort arbeitet gegenwärtig Bruder Peter Niederbrunner und betreut auch die Gräber der Mitbrüder.

reb