Zusammen mit der Jugend in Mankweng

Zur Zeit macht mir die Arbeit hier außerordentlich viel Spaß. … Die Mischung zwischen meinen handwerklichen Tätigkeiten und den Treffen mit der Jugend finde ich einfach super! Interessant waren für mich aber die „Aufnahmeformalitäten“ in die örtliche Jugendgruppen: In meiner naiven Vorstellung hab‘ ich gedacht, ich komm einfach in die Gruppenstunde und sag so irgendwas wie „Hallo ich bin der Benedikt“. Falsch – nicht so einfach!

Nachdem ich mein Interesse angemeldet hatte, wurde nach dem Gottesdienst offiziell verkündigt, dass jetzt der Benedikt da wäre und gerne Kontakt zur Jugend hätte. Danach wurde höchst förmlich ein Treffen mit den Vertretern der Studenten Jugend und der örtlichen Jugend eingeladen.

Beni war aufgeregt! War aber natürlich gar nicht so schlimm wie ich befürchtete. Das Treffen war, nachdem wir uns etwas „beschnuppert“ hatten, sehr locker und ein wahnsinnig guter Austausch zwischen deutscher und südafrikanischer Jugendarbeit. Wir haben zusammen viel gesungen getanzt und einfach eine Menge Spaß gehabt.

Immerhin bin ich jetzt offizielles Mitglied der lokalen Jugend und außerdem zu allen Treffen der katholischen Studentenjugend (ACTS) eingeladen.

Finde ich alles super spannend. Vor allem die Studentenjugend ist neu für mich.

Sehr beeindruckt mich vorallem der Zusammenhalt unter den katholischen Studenten. Auch das Programm bin ich aus Deutschland eher nicht gewohnt, finde es aber durchaus bereichernd. Dienstags abends trifft man sich z.B. zum gemeinsamen Gebet in einem Klassenzimmer, aber auch zum Gottesdienst oder Bibelteilen. Außerdem wird auch bei der örtlichen Jugendgruppe die Gruppenstunde grundsätzlich mit einem Gebet begonnen und abgeschlossen.

Besonders bemerkenswert ist für mich, dass sich die Jugendlichen vollkommen selbstständig durch ihre Vertreter leiten. Wenn ein Projekt oder ein Ausflug beschlossen wir, werden nicht Einladungen geschrieben und die Teilnehmer zum Beitrag zahlen aufgerufen: Wenn die Fahrt mit dem Sammeltaxi z.B. 8,50 Rand (<1€) kostet, wird erst beratschlagt, wie viele Autos gewaschen werden müssen, damit genug Geld für die Aktion da ist.

Zur Zeit studieren wir ein Theaterstück für den „Jugendtag“ (Feiertag in SA) am 16. Juni ein. Es geht um Themen wie die allgegenwärtige Gewalt und Kriminalität in Südafrika, aber auch die Möglichkeit einer „Verhaltensänderung“ weg von der Kriminalität und Verantwortungslosigkeit.

Mir kam dabei die ehrenvolle Rolle eines Drogendealers zu. Da alle Theaterstücke selbst ausgedacht werden und nur ein Weißer wie ich so eine dumme Frage nach einem Skript stellen kann, wird die Handlung der einzelnen Szenen festgelegt und der Rest improvisiert – das bedeutet so lange geprobt, bis allgemeines Einverständnis darüber herrscht, dass jetzt jeder glaubwürdig erscheint. Da meiner Meinung nach jeder seine, völlig improvisierte und ungeplante, Rolle so unglaublich gut spielt, gebe ich mir natürlich auch große Mühe. Mein „holterdiepolter“ Sepedi ist mir dabei aber nicht besonders hilfreich. Gott sei Dank hab ich es mittlerweile geschafft, das (nicht vorhandene) Skript dahin zu ändern, dass ich in meiner dritten Szene erschossen werde – weil ich damit den Vorteil genieße, als Toter nicht Sepedi sprechen zu müssen 🙂

Alles in allem haben wir viel Spaß zusammen, so dass ich nicht mehr über die anfänglichen „Formalitäten“ böse sein kann. Schließlich weiß man ja nie was so ein „Legoba“ (hab ich das jetzt richtig geschrieben? dt: Weißer) alles durcheinander bringen kann 🙂

 Ach ja, noch ein kurzer Ausschnitt aus einem Gespräch nach der gestrigen Gruppenstunde:

„Ihr seid drei Brüder Zuhause?!“

„Ja“

„Wie machen das deine Eltern dann mit dem Lebola für gleich drei Jungs?“ (Brautpreis)

„Allzweck Einsatz“

Es erstaunt mich immer wieder, was ich in Südafrika alles lernen durfte und vor allem – was einem zugetraut wird. So hatte ich mittlerweile mit so vielen verschiedenen Dingen zu tun, wie ich mir niemals hätte träumen lassen 🙂 Da war ich nur im Monat Mai beispielsweise schon für das Setzen von Steckdosen und Lampen zuständig, hab Wasserboiler angeschlossen, Fließen gelegt, Küchentische gebaut, Regale gebastelt, Malerarbeiten gemacht, einen alten Elektroherd repariert, Zementsockel gegossen, Rex unseren neuen Hund trainiert ;-), einen Holzkohlen Großküchenherd zusammengebaut und Schlösser repariert (ich staune immer noch über die Gewalt von Einbrechern UND Leuten, die eigentlich einen Schlüssel haben).

Abwechslung gibt es immer und ich beschäftige mich definitiv mit Arbeiten, zu denen ich in Deutschland wahrscheinlich nicht so schnell gekommen wäre…

Jetzt sollte ich aber mal in meine Rundhütte spazieren, denn morgen geht’s wieder früh los: Da wir übers nächste Wochenende eine Gruppe Lehrer über das „Katholische Institut für Bildung“ bei uns haben und die sich natürlich mit 100 Personen in unser 70 Personen Zentrum angemeldet haben (Planung und Organisation in Südafrika ist immer wieder beeindruckend) müssen wir noch ein paar Matratzen besorgen.

Viele liebe Grüße nach Deutschland, Ostafrika, Peru und Australien…

Keep up and God bless

Benedikt