Dies ist mein letzter Rundbrief aus Kenia, da ich meinen Einsatz hier Anfang Dezember beenden werde.Mittlerweile habe ich viele Freunde gefunden und ich bin selbst überrascht, wie sehr ich mich an die ganz anderen Verhältnisse hier angepasst und gewöhnt habe. Wie anders das Leben hier ist, kann man kaum beschreiben, doch ich habe mich auf die Menschen im Slum so eingelassen und mich so in sie hineingefühlt, dass ich es als meine zweite Heimat bezeichnen kann.
In den zwölf Monaten, die ich jetzt hier lebe, habe ich viele verschiedene Erfahrungen gemacht, die mein weiteres Leben sicher prägen werden. Täglich sehe ich Armut, Not, Leid, Menschen, die in den Müllmassen nach Essbarem und noch Verwendbarem suchen und viele verwahrloste Kinder.
Mir ist klar, dass ich diese erbärmliche Situation der Armen und auch die Korruption der Regierung in Kenia nicht ändern kann, doch ich hoffe, dass ich kleine Zeichen setzen konnte, die noch länger nachwirken. Meine Arbeit hier kann man mit einem Stein vergleichen, der ins Wasser fällt und kleine Kreise zieht. Wenn mein Einsatz hier beendet ist, hoffe ich, dass ich etwas von der Freundlichkeit, Herzlichkeit, Offenheit, Lebensfreude und auch von dem tiefen Gottvertrauen mit nach Hause nehmen kann, um sie mit den Menschen in meiner Heimat zu teilen.
Meine Eltern waren Anfang September für zwei Wochen zu Besuch und sie waren betroffen und schockiert, unter welchen Bedingungen Menschen hier leben müssen. Sie haben meine Arbeit und die Leute, mit denen ich hier zu tun habe, kennengelernt.
Ich werde mit einem lachenden und einem weinenden Auge Kenia verlassen. Ich bin traurig, da ich mein Leben in Nairobi, das ich mir aufgebaut habe und die Menschen, die mir ans Herz gewachsen sind, verlassen muss. Auch werden mir die Leute im Slum fehlen, die mir freundlich zuwinken und die vielen Kinder, die mir die Hände entgegenstrecken.
Ich freue mich aber auch auf die Menschen zu Hause und auf die wunderschöne Natur in Österreich, da in Kariobangi, wo ich jetzt wohne, praktisch keine Natur mehr vorhanden ist.
Das Wichtigste, was ich in meinem Einsatz gelernt habe, ist, die kleinen Dinge zu achten und dass nicht Geld oder Besitz für das Glücklichsein verantwortlich sind, sondern dass man bereit ist, Freundschaft und Liebe zu geben und zu empfangen.
Nun möchte ich mich bei allen für euer Interesse, guten Gedanken und Gebete bedanken. Ich wünsche euch alles Gute und schicke euch Grüße aus Kenia.
MUNGU AKUBARIKI
Barbara