Toyakas! Hallo ihr Lieben!
Ich will euch von meiner ersten Zeit hier in Uganda berichten:
Reise
Am Samstag, 27.8., ging’s los! Der Abschied fiel mir nicht leicht, aber gleichzeitig habe ich mich auch schon auf das Neue gefreut. Nach unserer langen Reise von München über Dubai nach Entebbe (bei Kampala, der Hauptstadt von Uganda) sind Pauli und ich gut in unserem Einsatzland angekommen. Vom Flughafen hat uns ein Fahrer von den Combonis abgeholt. Wie gewohnt wollte ich mich rechts vorne in das Auto setzen. Dann erst bemerkte ich das Lenkrad unmittelbar vor mir. Der Fahrer hat gelacht und mir den Autoschlüssel entgegengestreckt.
Ich habe schnell mit ihm die Seite gewechselt. Ab diesem Zeitpunkt habe ich dann auch realisiert, dass in Uganda Linksverkehr ist. Auf der Fahrt war ich dann richtig froh, nicht rechts zu sitzen. Der Verkehr in Kampala ist für mich ein einziges Chaos. Mit defensivem Fahren geht da nichts. Um durchzukommen, muss man sich irgendwie durch das Getümmel drängen. Überall kreuzen Boda Bodas (Motorradtaxen), Fahrradfahrer und Fußgänger die Straße. Gewagte Überholmanöver sind keine Ausnahme. Und Hupe, sowie Stinkefinger werden auch nicht aufgespart. Das Autofahren ist hier eine wahre Kunst.
Kampala
Die erste Woche verbrachten wir dann im Prokura-Haus der Comboni-Fathers in Kampala. Dort hatten wir Zeit, uns schon mal ein bisschen an das Klima und die Umgebung zu gewöhnen. Wir nahmen jeden Morgen und Abend am Gebet teil und haben zusammen mit den Fathers gegessen. Ansonsten hatten wir ziemlich viel Freizeit und konnten uns so von der Reise erholen. Doch wir haben auch schon einiges gesehen. Father Sylvester hat uns das Denkmal für die 22 ugandischen Märtyrer „Namugongo Shrine“ und ein Resort am Lake Victoria gezeigt. Außerdem konnten wir schon mal Geld wechseln (1€=3700 ugandische Shilling) und uns ugandische Sim-Karten kaufen. Dann hatten wir noch das Glück, dass eine ehemalige Freiwillige, Franziska de Gilde, gerade zu Besuch in Kampala war und uns so ein bisschen das Innenleben der Hauptstadt zeigen konnte. So haben wir schon mal gelernt, wie man feilscht. Das ist sehr nützlich, da man hier muzungus (Weißen) erstmal den doppelten Preis nennt. Am Freitag ist Pauli dann nach Alenga gefahren, wo sie ihr Freiwilligenjahr verbringen wird. So haben sich unsere Wege leider schon getrennt, aber wir werden uns sicher gegenseitig besuchen.
Weiterreise nach Matany
Am Samstag um 6 Uhr morgens sind wir, Carolin Veith (eine deutsche Apothekerin, die bis November in Matany arbeitet), unser Fahrer Teko und ich, dann nach Karamoja (Region im Nordosten Ugandas) aufgebrochen. Auf der Fahrt konnte ich viel sehen, angefangen mit dem wunderschönen Sonnenaufgang, dann den Markt von Soroti und schließlich die Landschaft Karamojas. Die letzten 140 Kilometer führten über eine rote Sandpiste mit vielen Erhebungen und Schlaglöchern, sodass man gut durchgeschüttelt wurde. Um 15 Uhr sind wir dann in Matany angekommen, wo ich auch den Krankenhausleiter Brother Günther, der für mich zuständig ist, kennengelernt habe.
Zusammen mit Carolin, und Peter, einem Techniker des Krankenhauses wohne ich in einem kleinen Haus, wo ich mein eigenes Zimmer und Bad habe.
Alltag und Arbeit auf der Geburtenstation
Am Montag, den 5.9., habe ich dann auch schon zu arbeiten angefangen. Sister Hellen, die Oberschwester, hat gemeint, ich soll dort beginnen, wo das Leben beginnt: im Maternity Ward, der Geburtenstation. Ich habe meine Arbeitskleidung bekommen, ein blau-weiß gestreiftes Kleid mit Gürtel, das hier alle Nursing Assistants tragen. Auf der Station wurde ich sehr gut aufgenommen. Obwohl ich noch keinerlei Erfahrung in der Arbeit im Krankenhaus habe und ich nicht immer alles auf Englisch verstehe, sind die Menschen sehr geduldig mit mir und die Krankenschüler und Hebammen führen mich gut in die Arbeit ein. Diese besteht aus Putzen, gynäkologische Instrumente reinigen, Betten machen, Sachen einräumen, Blut ins Labor bringen, Patienten im Rollstuhl zu Untersuchungen fahren und mit Medikamenten versorgen. Inzwischen darf ich auch schon Infusionen geben und habe gelernt, wie man die Vitalfunktionen (Blutdruck, Puls, Atmung, Temperatur) des Patienten überprüft. Ansonsten schaue ich den Ärzten und Hebammen zu, was sehr interessant ist. Ich konnte schon bei vielen Geburten zusehen, sowohl natürliche im Kreissaal, als auch Kaiserschnitte in der Chirurgie. Das ist immer sehr spannend und es ist schön, dabei zu sein, wenn Leben beginnt. Wir haben sehr viele Frühchen auf der Station, die mit Sauerstoff versorgt werden müssen und teilweise auch im Brutkasten sind. Man muss wissen, dass hier die allermeisten Geburten bei den Leuten daheim stattfinden und meistens nur die Frauen mit Komplikationen ins Krankenhaus kommen. Viele der schwangeren Patientinnen leiden an Malaria, Tierbissen und anderen erschwerenden Krankheiten.
In den letzten beiden Wochen habe ich montags bis freitags von 8-13 Uhr und von 16-18 Uhr gearbeitet, sowie samstags von 8-13 Uhr. So habe ich in meiner Mittagspause genug Zeit, englische Wörter nachzuschlagen und ein bisschen Ngakarimojong, die lokale Sprache, zu lernen. Ich gehe sehr gerne zur Arbeit und freue mich jedes Mal, meine Arbeitskollegen wiederzusehen.
Dienstags sind wir zum Abendgebet und -essen immer bei den Fathers und Brothers, freitags bei den Sisters und samstags bekommen wir Besuch.
Hochzeit
Gestern (Samstag) bin ich nachmittags auf eine traditionelle Hochzeit von einem Mitarbeiter des Krankenhauses gegangen. Es war sehr beeindruckend. Das Fest fand trotz Regen draußen statt. Ein Teil der Gäste konnte unter Festzelten sitzen. Es waren sehr viele Kinder da, die alle ganz gespannt zuschauten. Traditionelle Karimojong-Tänze wurden aufgeführt und es gab eine Art Brautstehlen. Ansprachen auf Ngakarimojong wurden gehalten, von denen ich null verstanden habe. Zum Glück konnte mir Doktor Alfons einiges auf Englisch übersetzen. Die Eltern haben Bedingungen gestellt und ihren Zuspruch gegeben. Kuchen wurde verteilt. Es war auf jeden Fall eine fröhliche Feier! Als ich mit Esther, einer Hebamme, heimgegangen bin, hat uns die Schreckensnachricht eingeholt: Zwei Besucher der Feier sind auf dem Heimweg von einem Auto überfahren worden. Wir haben die toten Körper am Straßenrand gesehen. Menschen haben geschrien und geweint. Es war schrecklich. Dass ein so schönes Fest ein so trauriges Ende nimmt.
Gottesdienst in Nakichumet
Heute (Sonntag) hat Father John Bosco Carolin und mich mit nach Nakichumet genommen, wo wir erst einen Damm dort angeschaut haben und dann mit den Dorfbewohnern Gottesdienst gefeiert haben. Das war sehr schön, die Messen hier werden immer von Trommeln und anderer Percussion begleitet und die Menschen singen laut mit. Was mich sehr beeindruckt hat, war, dass einige als Kollekte Maiskolben oder Getreidekörner gegeben haben. Das ist ihre Lebensgrundlage und die Menschen haben meistens nicht sehr viel, trotzdem geben sie etwas davon her.
Machts gut,
Eure Judit
Judit Sendtner aus Pfaffenhofen ist als Missionarin auf Zeit in Matany und hilft dort im Krankenhaus mit.
Alle Rundbriefe von Judit Sendtner können Sie auch auf unserem „MaZ-Blog“ lesen: www.cosamaz.org