Ein stolzer Moment für alle, die im St. Kizito Hospital arbeiten – das Gruppenfoto zur Feier des 50jährigen Bestehens mit einem Teil der 254 Beschäftigten. Doch der Fortbestand des Krankenhauses ist ungewiss und bereitet Verwaltungsleiter Bruder Günther Nährich große Sorgen. Eine Bestandsaufnahme:

Das St. Kizito Hospital Matany wurde 1967 als Gesundheitszentrum und Entbindungsstation von den Comboni-Schwestern gegründet. Im Jahr 1970 wurde der Grundstein für den Bau des Krankenhauses gelegt, der vom damaligen Comboni-Missionar und Bischof von Moroto, Sisto Mazzoldi, mit Hilfe von Misereor verwirklicht wurde. Verwaltung und Pfegedienstleitung wurde von den Comboni-Missionaren und – Schwestern übernommen. 1984 wurde eine Krankenpflegeschule eröffnet und im Jahr 2010 wurde zusätzlich mit der Ausbildung von Hebammen begonnen.
Das Krankenhaus verfügt über 250 Betten, verteilt auf Kinder-, Tuberkulose- und Entbindungsstation, sowie Innere und Chirurgische Abteilung. Jährlich werden ca. 63000 Patienten ambulant oder in Spezialkliniken versorgt und bis zu 15000 Patienten stationär aufgenommen. 75 Prozent der Patienten sind Frauen und Kinder.

Inzwischen müssen zwei Drittel der benötigten Mittel durch Spenden abgedeckt werden.

Matany liegt in der Region Karamoja, einer Savannengegend, der ärmsten Region des Landes. Die Entfernung zur Hauptstadt Kampala beträgt fast 500 Kilometer. Die Straßen zu den mitbetreuten Dörfern und Gesundheitszentren sind nach wie vor unbefestigt, so dass manche Dörfer während der Regenzeit nur schwer erreicht werden können.

Darum brauchen wir das St. Kizito Hospital!

Rebecca Amulen: Es wird zu einer massiven Abwanderung des hochqualifizierten Personals kommen, da mit dem Gehalt die Familien versorgt werden müssen. Am Ende wird den Patienten der Zugang zu einer hochwertigen und erschwinglichen Gesundheitsversorgung verwehrt.

Martin Ngiro: Das Krankenhaus zu verlieren wäre das Schlimmste, was den Menschen in Karamoja passieren kann. Es ist unser Herzschlag.

Martina Mudong: Viele Menschen wurden hier gerettet und das Krankenhaus ist die einzige Hoffnung für viele Menschen. Menschen guten Willens sollten nicht zulassen, dass es wegen finanzieller Engpässe geschlossen wird.

Emmanuel Lomongin: Durch zinslose Darlehen war es Mitarbeitern möglich, sich den Bau eines Hauses zu leisten. So können Angestellte vor Ort bleiben und ihre Familien unterstützen.

Florence Lomakol: Das Krankenhaus ist ein Geschenk Gottes an uns Mütter. Die Schließung aufgrund finanzieller Engpässe bedeutet, dass es für uns Mütter und die Kinder oft keine Lebensperspektive mehr gibt.

Dr. Henry Louis Achia: Dank des Krankenhauses und vieler Spender konnte ich meine Ausbildung zum Arzt absolvieren. Nun möchte ich etwas zurückgeben. Es ist bedauerlich, dass das Krankenhaus durch ernsthafte finanzielle Nöte vor der Schließung steht. Ich bitte um Ihre Hilfe.

Charles Nangiro (Radiologie-Assistent): Das Krankenhaus hat die Lebensbedingungen der Menschen erheblich verbessert, indem es hochwertige, aber hoch subventionierte Gesundheitsdienste anbietet. Viele benachteiligte, aber begabte Studenten werden durch Bildungsstipendien unterstützt.

Vielfältige Aufgaben
Das Gesundheitsteam ist oft zwei Tage unterwegs, um den vielen Menschen zu helfen, die auf die Gesundheitsdienste warten. „Wenn das Matany Hospital Team nicht zu uns kommen würde, würden wir uns völlig verlassen fühlen“, hört das Team immer wieder. Es ist enorm, wieviel in diesen zwei Tagen geleistet werden kann: Untersuchungen, Impfungen, Schwangerschaftsvorsorge, HIV-Tests und -Beratung, Mangelernährung überprüfen usw. Immer wieder kehrt das Team mit einigen Patienten zurück, die mehr Pflege benötigen – nach dem Motto des Krankenhauses „Wir verbinden die Wunde, Gott heilt“ (We dress the wound, God heals it).
Pro Jahr werden im gesamten Einzugsgebiet etwas mehr als 50000 Kinder geimpft und über 5000 Mütter während ihrer Schwangerschaft untersucht.

Bruder Günther Nährich auf dem Fahrrad unterwegs im St. Kizito Hospital, Matany, Uganda. Foto: Ernst Zerche

Mangelverwaltung
Vom Staat erhält das Krankenhaus ca. 10,5 Prozent Zuschuss. 15,5 Prozent stammen aus Krankenhausgebühren von den Patienten., knapp 10 Prozent aus Einnahmen der technischen Abteilung, Hebammenschule und Schulungszentren. Inzwischen müssen zwei Drittel der benötigten Mittel durch Spenden und Programme abgedeckt werden.
Bruder Günther Nährich ist Verwaltungsleiter und Chief Executive Officer (CEO) des Krankenhauses und sorgt dafür, dass Mittel und Bedingungen für die Durchführung aller Tätigkeiten im Bereich Gesundheit, Medizin, Pflege, sowie weitere berufliche Tätigkeiten im Krankenhaus sichergestellt werden. Die bevorstehenden Herausforderungen sind jedoch enorm. „Ich danke Gott für seine Liebe zu diesem Krankenhaus und dafür, dass er uns allen, die hier arbeiten, diesen großartigen Teamgeist geschenkt hat. Jeder fühlt sich verantwortlich.” sagt Bruder Günther.

Jubiläum
2021 feierte das Krankenhaus sein 50-jähriges Bestehen. Das größte Kapital des Krankenhauses sind die MitarbeiterInnen. „Gute zwischenmenschliche Beziehungen und die Wertschätzung der Arbeit sind die Basis für ein funktionierendes Krankenhaus”, so Bruder Günther Nährich.
Eine Anstellung im Krankenhaus hat viele Vorteile: Ein großer Teil der Angestellten lebt in Personalhäusern. Gehälter werden pünktlich gezahlt. Ein- bis zweimal im Monat werden Möglichkeiten zur medizinischen Weiterbildung angeboten. Leistungsstarken Mitarbeitern werden Förderungen für die Höherqualifizierung angeboten.

Wie geht es weiter?
Das Management des St. Kizito-Krankenhauses steht vor großen Herausforderungen, das Krankenhaus am Laufen zu halten, da die Betriebskosten jährlich steigen, jedoch seit zwei Jahren Kürzungen der Zuschüsse von Seiten der ugandischen Regierung vorgenommen wurden.
Im Vertrauen darauf, dass das gut aufgestellte Krankenhaus weiterhin eine Zukunft hat, hofft Bruder Günther: „Wir wollen unserer Aufgabe, den Kranken zu dienen, treu bleiben: Wir danken allen, die diese Aufgabe ermöglicht haben und ermöglichen werden.”

Ulrike Lindner