Liebe Freunde,

die Adventszeit ist eine Zeit der Erwartung; wie Israel auf den Messias, so warten heute viele Menschen auf eine Erlösung aus der Not in die sie unschuldig hineingeboren wurden. In viel tieferem Sinne wartet auch die ganze Schöpfung sehnsüchtig auf Erlösung, angesichts der vielen Wunden mit der sie heute übersät ist.

[…] Das Weihnachts­evangelium war schon immer eine Anklage gegen Ausbeutung, Machtmissbrauch, Ausgrenzung und Gleichgültigkeit. Die Propheten des Alten Testamentes sowie auch Johannes der Täufer und viele Stimmen der heutigen jungen Generation, rufen nach Umkehr! Weg vom „weiter so!“ hin zu einem aktiven Einsatz für die Werte des Reiches Gottes. Mitten in diesem bedrückenden Szenario erwarten wir unsere Erlösung: Gott wird Mensch; er meidet nicht die Dunkelheit der Welt, er wird in sie hineingeboren. „Ein Volk, das im Dunkeln lebt, sieht ein helles Licht“ (Jes. 9,1)

Das Kind in der Krippe strahlt die Hoffnung aus, dass Gott selbst in ausweglosen Situationen an der Seite der Menschen steht. In der Mitte der Nacht, wenn die eigenen Kräfte einen verlassen und vieles ausweglos erscheint, können wir den Anfang eines neuen Tages erahnen.

„Die Sorge um das gemeinsame Haus“, wie es Papst Franziskus in seiner Enzyklika ‚Laudato Si‘ beschrieben hat, ist inzwischen in allen Bereichen unseres Lebens, in Gesellschaft und Politik, in Wirtschaft und Religion angekommen. Wer sich darauf einlässt und sich anstecken lässt, wird zu einem missionarischen Menschen, dessen Botschaft das Angesicht der Erde verändert.

Eineinhalb Jahre lebe ich jetzt in Ellwangen, und nicht zuletzt dank meiner Sekretärin, Margit Hutter, bin ich auch ganz gut in die alltägliche Arbeit als Missionsprokurator hineingekommen. Die Auszeit davor in Rom hat mir geholfen, meine Missionserfahrung in einem größeren Horizont zu verstehen. Neben der Vermittlung von Glauben und christlichen Werten geht es in unserer Mission vor allem auch darum, Armut und Ungerechtigkeit zu bekämpfen. Obwohl diese Orte von hier sehr weit entfernt zu liegen scheinen, können wir hier unseren Teil dazu beitragen, indem wir mithelfen, ein neues Bewusstsein für die Ereignisse in anderen Ländern zu schaffen. Zusammen mit Bruder Hans Eigner war ich den Sommer über viel unterwegs, Treffen mit unseren Freunden und Förderern zu gestalten, die unsere Anliegen in ihre Pfarreien hineintragen können. Außerdem wurde ich in einigen Pfarreien und Gruppen eingeladen, einen Gottesdienst oder Vortrag zu halten und so unsere Christliche Verantwortung heraus­zustreichen. Auch das war eine sehr schöne und bereichernde Erfahrung. Solltet Ihr einmal in der Pfarrei oder in einer Schule zu solchen Themen wie „EINE WELT“ oder „Gerechtigkeit und Frieden in Afrika“ oder „Mission heute“ einen Vortrag haben wollen, sagt mir bitte Bescheid; ich würde mich sehr freuen, zu kommen.

In diesem Jahr durften wir auch einige unserer Missionare aus Uganda, Peru und Südafrika willkommen heißen, die nach jahrelangem Einsatz in der Mission auf einen kurzen Erholungsurlaub gekommen waren. Obwohl wir ständig in Kontakt sind, ist es doch eine ganz andere Erfahrung direkt mit ihnen reden zu können.

Wir Comboni-Missionare sind etwa 1500 Männer, verteilt auf 40 Länder. Manchmal ist es kaum zu glauben, was sie mit den Menschen vor Ort alles zu Wege bringen, aber auch sie stoßen an ihre Grenzen. Deshalb sind wir immer wieder auf Freunde und Mitstreiter angewiesen, die je nach ihren Fähigkeiten an einer besseren Welt mit-bauen. So bin ich wirklich sehr dankbar, dass ihr den Kontakt mit mir gehalten habt. […] Neben ermutigenden Sharings möchte ich euch natürlich ganz besonders auch Danke sagen für die finanzielle Unterstützung, die ihr mir in diesem Jahr habt zukommen lassen und mit der ich die Arbeit in Kenia und anderswo unterstützen konnte. Eure Verbundenheit mit uns Comboni-Missionaren ist für mich ein sehr ermutigendes Zeichen dafür, dass auch ihr euch nicht mit einem „weiter so“ begnügt, sondern euch einsetzen wollt für eine gerechtere Welt.

Es ist für mich das zweite Weihnachten in Ellwangen, und obwohl ich noch lange nicht wirklich in Ellwangen angekommen bin, denke ich schon wieder ans Umziehen. Das ist bei uns Combonis manchmal wirklich ein Problem, dass wir vielleicht zu oft unseren Wirkungsort wechseln. Nachdem mich die Mitglieder der Comboni-Missionare vor ein paar Monaten zum neuen Provinzoberen gewählt haben, werde ich Pater Karl Peinhopf ablösen und ab Januar 2020 in Nürnberg meine Arbeit tun. Für drei Jahre bin ich dann verantwortlich, die Arbeit der Comboni-Missionare in der Deutschsprachigen Provinz zu gestalten. Auch dies kann ich nicht tun, ohne Helfer, die mir zur Seite stehen. Zunächst sind das vier Comboni-Missionare, die mit mir als Provinzrat die Entscheidungen mittragen, aber dann seid das auch ganz wesentlich ihr alle, die ihr mich bisher begleitet habt. Ich zähl auf euch.

Mit diesen wenigen Zeilen möchte ich euch nochmals ein herzliches Vergelt‘s Gott sagen für euer Mitgehen und wünsche euch noch gesegnete Adventszeit, frohe Weihnachten und ein gutes Neues Jahr 2020

Euer

Pater Hubert Grabmann