Vor den Toren Ellwangens ist eine Landeserstaufnahme (LEA). Im Herbst wird der Stadtrat eintscheiden, ob er einer Fortführung nach dem Jahr 2020 zustimmt. Die Stimmung in der Stadt ist geteilt. Und die Comboni-Missionare?

Ellwangen ist eine historische Stadt mit langer Tradition, mit einer 800 Jahre alten romanischen Basilika und einer schönen historischen Altstadt. Die Ellwanger lieben ihre Stadt und sind stolz auf ihre reiche Geschichte. Ob die zahlreichen Afrikaner und Flüchtlinge aus anderen Teilen der Welt dieser Tradition ebenso viel abgewinnen können?

Eingang der Landeserstaufnahmestelle in Ellwangen

Große Vorbehalte
Nicht wenige Bürgerinnen und Bürger der Stadt meinen deshalb, Flüchtlinge aus solchen Teilen der Welt seien hier fehl am Platz. Unter ihnen sind auch engagierte Katholiken und Freunde der Comboni-Missionare. Manche sagen es vielleicht nicht, denken es aber: „Wir unterstützen gern und seit Jahren eure sozialen Tätigkeiten in Afrika und anderswo. Damit macht ihr gute Arbeit. Aber trotzdem ist es uns lieber, diese Leute gehen dorthin zurück, von wo sie herkommen.“ Das gilt schon für die Christen unter ihnen, wie viel mehr Vorbehalte gibt es dann muslimischen Flüchtlingen und Asylbewerbern gegenüber. Mithin lehnen sie auch eine Einrichtung wie diese Erstaufnahmestelle in ihrer Stadt ab.

Die Comboni-Missionare
Und wie geht es den Comboni-Missionaren? Um es kurz zu sagen: Die Comboni-Missionare stehen zur LEA und zu ihrer Weiterführung. Einige Mitbrüder engagieren sich ehrenamtlich beim Sport oder geben Sprachunterricht. Der Freundeskreis Asyl trifft sich im Missionshaus. Manchem Mitbruder kommen seine in Übersee erworbenen Sprachkenntnisse zugute.

Eine neue Herausforderung
Vermutlich hat kaum jemand etwas anderes von einer Gemeinschaft erwartet, die ihre Aufgabe in der Glaubensverkündigung und Sozialarbeit in eben diesen Ländern sieht, aus denen viele der Flüchtlinge kommen. Die Comboni-Missionare sehen aber in dieser Situation eine ganz neue Herausforderung, nicht nur in Bezug auf die Asylbewerber selber, sondern auch den Menschen und vor allem den Christen hier bei uns gegenüber. Sie sehen ihre Aufgabe darin, ihnen gewissermaßen, oft auch im wörtlichen Sinn, ihre Stimme zu leihen, ihre Fürsprecher zu sein. Missionsgemeinsschaften sind berufen, Brücken zu sein zwischen Kulturen, zwischen Ortskirchen und, in unserem Fall, zwischen der einheimischen Bevölkerung und solchen, die zu uns kommen. Ganz besonders gilt das für solche, die aus existentieller Not ihre Heimat verlassen haben.

P. Reinhold Baumann