Liebe Freunde,
in diesem Sommer bin ich mit meinem inzwischen traditionellen Brief aus der Mission etwas verspätet dran. Ich schreibe Euch dieses Mal aus meinem oberfränkischen Heimatdorf Mandlau (Bayern), wo die Dorfgemeinschaft Mitte Juli 2018 das 60-jährige Kapellenjubiläum gefeiert hat.
Zur Andacht und Fahrzeugsegnung bin ich rechtzeitig aus Rom über London, wo ein ordensinternes Treffen stattfand, daheim angekommen. Der liturgischen Feier vorstehen zu dürfen, war mir ein persönliches Anliegen, da vor allem in schwierigen Zeiten in der Mission im Südsudan und während meiner schweren Krankheit vor zwei Jahren die Dorf- und Pfarrgemeinschaft mir materiell, moralisch und im Gebet immer sehr nahe stand. Dafür fühle ich mich mit ihnen und mit allen, die ähnlich gehandelt haben, sehr verbunden. Die Anfänge der Ortskapelle gehen wie die Anfänge der ersten katholischen Mission in Tali auf das Jahr 1953 zurück. Beide Orte wurden einige Jahre später der Gottesmutter Maria geweiht.
Seit Oktober 2017 war ich im Haus der Comboni-Missionare im Süden Roms. Meinen fast einjährigen Aufenthalt dort habe ich Anfang Juli abgeschlossen. Während dieser Zeit war ich mit einem Kurs für Ausbilder in Priesterseminaren und Ordensgemeinschaften an der Päpstlichen Universität Gregoriana beschäftigt. Das Studienprogramm verlangt es, eine wissenschaftliche Arbeit zu verfassen. Darin habe ich unter anderem versucht, meinen Primizspruch „Die Liebe Christi drängt uns“ (2 Kor 5,14) zu vertiefen.
Ein weiteres Kapitel setzt sich mit dem Gedanken des Jesuiten Bernard Lonergan (1904-1984) auseinander, dessen Grab ich 2011 bei meinem Aufenthalt in Kanada besucht hatte. Interessanterweise gibt es in seinem Leben ähnliche Erfahrungen wie in meinem. Wie aus dem Nichts wurde dem Ordensmann im Jahre 1965 eine Krebsdiagnose mitgeteilt, woraufhin ihm ein Lungenflügel operativ entfernt wurde und er sein Leben neu ausrichten musste. Natürlich diente das Studium auch dazu, mir theoretische Grundlagen für die zukünftige Aufgabe als Ausbilder zu verschaffen. In der Nähe von Neapel werde ich einen älteren Mitbruder aus Eritrea dabei unterstützen, unsere jungen Priesteramtskandidaten auf ihrem Weg des Heranreifens zum Dienst in der Gemeinschaft der Comboni-Missionare zu begleiten. Die meisten der 15 Studenten stammen aus schwarzafrikanischen Ländern.
Trotz meiner Abwesenheit vom Südsudan, bin ich mit der Missionsstation in Tali immer noch in Kontakt. Die allgemeinen Auswirkungen der schwierigen politischen und wirtschaftlichen Situation im Land sind auch dort zu spüren: Hunger, Krankheiten, Überfälle, Mord. Beispielsweise wurde im Frühjahr ein erfahrener Katechist der Pfarrei getötet, als er mit einer Gruppe von Menschen im Auto auf dem Weg zurück von der Hauptstadt Juba nach Tali war.
Bei den Missionaren vor Ort gibt es ebenso Änderungen. Für den bereits 71-jährigen italienischen Pfarrer der Mission wird ein Mitbruder aus Peru kommen, dessen Ankunft sich aufgrund des Todes seiner Mutter verzögert. Er dürfte im August die Arbeit in Tali aufnehmen. Bei den Ordensschwestern hat die Krankenschwester aus Ägypten aufgrund eines Nierenproblems die Mission verlassen müssen. Somit sind derzeit noch drei Comboni-Missionare und drei Ordensschwestern in Tali stationiert.
Neben den laufenden Aktivitäten wie Pfarrei, Schule und Krankenstation konnten auch einige Projekte umgesetzt werden. In der Schule wurde ein Auffangsystem für Regenwasser errichtet, mit dem die Kinder während der Schulzeit ihren Durst stillen. Die Krankenstation konnte ebenso erweitert werden. Neben dem Bau einer einfachen Verbrennungsanlage für die anfallenden Abfälle wurde der Wartesaal durch einen überdachten Raum vergrößert. Diese Bauten konnten aufgrund Eurer unermüdlichen Spendenbereitschaft realisiert werden. Vergelt’s Gott dafür! Ein laufendes Projekt, das mir sehr am Herzen lag, setzte ich im Jahre 2015 nur teilweise um. Aufgrund meines überraschenden Weggangs aus Tali wurde es unterbrochen, konnte aber dieses Jahr wieder aufgenommen werden. Es handelt sich dabei um die Renovierung der Kirche in der Alten Mission. Für die finanzielle Unterstützung zur Ausführung des Projektes hatte ich von Anfang an meine Bereitschaft zugesagt. Solange die Bedingungen vor Ort es ermöglichen und die Lage friedlich bleibt, könnte das Projekt mit Gottes Segen bis Ende nächsten Jahres abgeschlossen sein.
In Verbundenheit,
Euer P. Markus Körber