Liebe Mitbrüder!
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Wieder ein kleiner Bericht aus Milland, wo es zwar Fortschritte gibt, jedoch nicht schnell genug, wie wir gelegentlich meinen. Laut Arbeitsplan sollte bis Oktober alles fertig sein. Da müsste es allerdings schon sehr gut gehen. Manche Firmen sind wegen zu vieler Aufträge sehr überfordert.
Seit meinem letzten Brief sind einige Monate vergangen. Gerade Weltbewegendes ist inzwischen auch nicht passiert. Eine neue Hitzewelle steht an, so schreibe ich lieber bevor das Hirn vollends eintrocknet. Wir hatten schon viel Hitze, 35°C und mehr. Zum Glück hat es zwischendurch geregnet, sodass die Wiesen noch grün sind. Mancherorts hat es auch schwere Unwetter gegeben. So durchwachsen leben wir auch hier in Milland. Durch das Eintreffen von Pater Pius und Bruder Jakob Pezzei, sind wir im Haus wieder acht Mitbrüder und vier sind auswärts, also insgesamt zwölf. Damit sind wir in der deutschsprachigen Provinz (DSP) die zweitgrößte Gemeinschaft. Abgesehen von den üblichen Alterserscheinungen, geht es allen mehr oder weniger unverändert. Pater Matthias hat seinen achtzigsten Geburtstag gefeiert. Der Gastbetrieb hält sich in Grenzen, wobei jetzt im Juli und August das Haus ziemlich voll ist. Wenn einmal die Baustelle aufgeräumt ist, werden wir etwas mehr Werbung machen, vor allem im Bereich von Priestern und Ordensleuten, die sich sehr wohl fühlen bei uns. Etwas Aufregung gibt es wegen des Föhren-Sterben auch in unserem Wald. Genau kennt man die Ursachen nicht. Fest steht, dass durch den Klimawechsel der Wald nach oben verschwindet, vor allem Nadelbäume halten die Hitze nicht aus. Entlang der Karlspromenade bis ganz oben, sterben bereits alle Föhren ab. Das gibt höchstens noch Brennholz.
Ansonsten steuern wir auf den August zu, Straßen füllen sich, werden unerträglich und die Pilzesucher füllen die Wälder. Unser künftiges Landwirtschaftsteam hat inzwischen einen Gemüseacker von fast einem Hektar angelegt und verkaufen auf verschiedenen Märkten ihre Produkte. Per Fahrrad liefern sie Gemüsekörbchen an ihre Kunden aus. Der Roggen ist geerntet. Am Pachtvertrag arbeiten wir immer noch, er kann erst abgeschlossen werden, wenn die Bauarbeit ganz fertig und die Gebäude im Katasteramt registriert sind. Der Bürokratismus schlägt nach wie vor zu. Nach dem Abbruch des Xaverianums wurde alles Gelände automatisch als Baugrund registriert und damit hat er die höchste Grundsteuerklasse. Man holt eben alles von den Lebenden! Nüsse gibt es heuer keine, auch die Kirschen sind erfroren, Äpfel ebenso, ein einziger Pflaumenbaum hat Früchte „schon öppas“ würde Bruder Hintner sagen.
Was sonst so los ist: Großes Thema bleibt nach wie vor die Flüchtlingsfrage. Manche tourismus-brave Gemeinden lehnen jegliche Aufnahme von Flüchtlingen ab. Die EU will die Lieferung von Rettungsboten aufgeben. Es wurden auch bereits Schwimmvesten geliefert, die besonders viel Wasser aufsaugen, um das Ertrinken zu beschleunigen. Auch der Bosheit sind kaum Grenzen gesetzt. Landauf, landab gibt es wieder die Sommer– und Altstadtfeste. Manche sind sogar soweit gekommen und denken an alkoholfrei, andere verzichten mehr und mehr auf Wegwerfgeschirr. Erschwert wird das allerdings durch immer mehr Bürokratismus im Bereich der Freiwilligen, die jetzt alle zu melden sind mit Zeiten und welche Arbeiten sie verrichten. In Brixen flackert wieder die Diskussion um die Ploseseilbahn auf, man startet einen zweiten Versuch.
Kirchlich werden ab September die neuen Seelsorgeinheiten eingeführt. Viele Pfarrer haben dann gleich zehn Pfarreien oder noch mehr. Manche Pfarreien bekommen Laien als Pfarr-Verantwortliche. Aber auch diese Sache wird nicht lange halten. Die kirchlichen Trauungen nehmen von Jahr zu Jahr ab, es sind nicht mehr die Hälfte, die sich kirchlich trauen lassen, dafür geht die Scheidung leichter. 2016 gab es in ganz Italien keine Region, wo die Bräute unter 30 Jahren waren. Dafür entscheiden sich jetzt weit mehr für die Gütertrennung.
Unsere künftigen Bauern haben zusammen mit HdS-Migranten auf dem Brixner Bauernmarkt Tirtlen gemacht und mit gutem Erfolg verkauft. Auch andere Vereine machten Tirtlen, ein alter Brauch in Brixen. Der Roggenacker, der Gemüseanbau und besonders die Zusammenarbeit mit Leuten vom HdS, sehen nicht wenige Leute als neuen Anfang. Interesse weckt der künftige Vintlerhof allemal. Natürlich wird es eine gute Zeit brauchen bis alles in Schwung kommt. Soweit also für heute und liebe Grüße an alle!
Bruder Bruno Haspinger