Hallo, meine Freunde, Habari yenu?
Ich bin vor rund drei Wochen, am 01.09.2016 am Flughafen in Nairobi in Kenia angekommen. In der Stadt habe ich einige Einkäufe für das kommende Jahr gemacht und mein Visum beantragt. Zwei Tage später bin ich dann gemeinsam mit zwei Comboni-Missionaren, Jemboy Caspis aus den Philippinen und John Bliss aus Ghana, nach Kacheliba gefahren. Der Ort liegt ganz im Westen des Landes im Gebiet West-Pokot, nahe der Grenze zu Uganda. Von Nairobi aus haben wir mit dem Auto für die ca. 600 Kilometer über 15 Stunden gebraucht.
Auf der Fahrt haben wir schon direkt neben der Straße Zebras grasen gesehen und mussten eine Strafe bei der Polizei bezahlen, weil wir mit 81 km/h bei einer Geschwindigkeitsbegrenzung von 80 km/h unterwegs waren. Die Straßen in Kenia sind deutlich schlechter ausgebaut, als in Deutschland und selbst die Hauptstraßen zwischen Großstädten wie Nairobi, Eldoret und Kitale sind voll von Schlaglöchern. Einige Autos haben kein Frontlicht trotz des starken Nebels, der zeitweise auf der nur zweispurigen Strecke war, haben viele Fahrer einander zu überholen versucht und konnten nur noch knapp dem Gegenverkehr ausweichen. Da es in jede Richtung meist nur eine Spur gibt, auf der auch Lastwagen und Traktoren fahren, ist der Verkehr nicht immer flüssig. Einige Autofahrer sind dann einfach auf den Standstreifen gefahren und haben alle Autos von links überholt (in Kenia ist Linksverkehr). Die letzten 60 Kilometer der Strecke nach Kacheliba sind nicht mehr asphaltiert. Zwar ist auf der Straße deutlich weniger Verkehr, aber die 50cm hohen Hügel und Löcher in der Fahrbahn haben zur Folge, dass man selten mehr als 40 km/h schnell fahren kann. Ich muss gestehen, dass ich echt ein bisschen überrascht war, unbeschadet in Kacheliba angekommen zu sein.
Neben Englisch und Kiswahili wird hier auch die Sprache Pokot gesprochen, da die meisten Leute der Umgebung dem Volk der Pokot angehören. Die meisten Leute hier können Englisch sprechen, was mich wirklich sehr freut, da ich wirklich noch große Probleme mit Kiswahili hab. Auf die Frage: „unaitwa nani?“ („wie heißt du?“) habe ich gelernt, nicht einfach mit „Niko“ zu antworten. In den ersten Tagen habe ich das gemacht und mich immer gewundert, dass die Leute über meinen Namen lachen oder nochmal fragen wie ich heiße. Das liegt daran, dass „Niko“ auf Kiswahili so viel bedeutet wie „ich bin hier“. Also dachten die Leute am Anfang immer, ich hätte die Frage falsch verstanden, das hat sich dann aber nach einiger Zeit geklärt.
In den ersten Wochen hatte ich noch nicht mit meiner Arbeit in den Grundschulen begonnen. So hatte ich Zeit, mein kleines Häuschen einzurichten, die Comboni-Missionare kennenzulernen und die Umgebung zu erkunden. Was mir sofort aufgefallen ist und mich ziemlich gewundert hat, ist, dass alle Leute hier den ganzen Tag lange Hosen tragen. Das ist momentan die Mode in Kenia. Shorts tragen nur die kleinen Jungen … und ich. Ich weiß nicht, wie man es bei den Temperaturen in langen Jeans und ‘nem Pulli aushalten kann. Bis auf einige wenige Ausnahmen haben alle Jungen und Mädchen hier rasierte Köpfe und mir wurde auch schon gesagt, dass ich mir doch ‘ne Glatze machen könne. Aber ich denke, in den Punkten Kleidung und Frisur werde ich mich wohl nicht der Mehrheit der Leute anschließen.
Kacheliba liegt zwischen einem Fluss, dem Suam und einem Berg, dem Mount Kacheliba und hat ungefähr 2.000 Einwohner. Dank des Flusses ist es hier verhältnismäßig feucht, deswegen wachsen viele Bäume und Büsche. Der Ort liegt auf ca. 1.500m in einer Hochebene, die von einzelnen Bergen und Bergketten durchzogen ist. Trotz der Höhe ist es hier wahnsinnig heiß, meistens 30-35°C. Zwischen 11 und 15 Uhr ist es so heiß, dass ich nur rausgehe, wenn es sein muss. Ab und zu gibt es am Nachmittag kleine, und selten auch heftigere Regenschauer, die die Temperatur angenehm senken. Direkt vor meinem Haus grasen Ziegen, Schafe und Rinder, die überall frei herumlaufen. Im Garten hinter dem Haus der Comboni-Missionare wachsen Bananen, Kokosnüsse, Papayas, Zitronen, Orangen, Mangos, Physalis und andere Früchte, deren Namen ich nicht kenne.
Ich habe ein kleines Häuschen, ungefähr 200 Meter von dem Haus der Comboni-Missionare entfernt. Das Haus hat 10 m2 Wohnfläche und eine kleine, überdachte Terrasse. Mein Waschbecken hat bislang noch keinen Wasseranschluss, eine Toilette und Dusche gibt es nicht in meinem Haus. Glücklicherweise hat das Haus eine Stromanbindung, die aber wegen regelmäßiger Stromausfälle nicht immer funktioniert. Zum Essen gehe ich immer in das Haus der Combonis, in dem zur Zeit vier Missionare leben: Pater Dino, ein 83-jähriger Italiener, der seit 40 Jahren in Kenia lebt. Pater Tiquio und Bruder Jemboy, beide aus den Philippinen, mit denen ich gelegentlich Dartturniere mache oder Fußball spielen gehe. Schließlich noch Pater John Bliss aus Ghana, der Leiter der Mission in Kacheliba. In den ersten Tagen war noch der kenianische Bruder Abraham hier, der aber kurz nachdem ich nach Kacheliba gekommen bin, gegangen ist, um sich für seine Priesterweihe im nächsten Monat vorzubereiten. Neben den vier Comboni-Missionaren leben auf dem Gelände der „Holy Cross Church“ noch drei Klarissinnen, die eine kleine Krankenstation direkt neben meinem Haus leiten.
In Zukunft werde ich in den zwei Primary Schools in Kacheliba Mathe, Sport und Musik unterrichten. Ich denke mal, dass es da einiges Interessantes zu berichten geben wird.
Bis dahin wünsche ich euch alles Gute. Tutaonana!
Euer Niko