Liebe Freunde und Wohltäter,
einen herzlichen Gruß aus Juba und vorab meinen herzlichen Dank für Ihre freundliche Unterstützung!
Clinton, links im Bild, ist ein treuer und aufopfernder Mitstreiter in dem Straßenkinder-Projekt. Er wohnt mit den Kindern zusammen und hilft, wo er kann. Im nächsten Jahr will er sein Studium an der Uni Juba beginnen. Ich werde ihn dabei unterstützen. Nun ergab es sich leider, dass er eine Augenkrankheit hat (Glaukom BE) und in Khartum behandelt werden musste. In Juba gibt es dafür leider keine Möglichkeit. Das hat natürlich auch ein bisschen was gekostet. Clinton wird voraussichtlich Anfang Juli, und dann hoffentlich gesund und wohlbehalten, nach Juba zurückkehren.
Weniger wohlbehalten und gesund ist die Situation um uns herum. Eigentlich bin ich müde geworden, immer wieder dasselbe zu schreiben. Wie gerne möchte ich von einer positiven Entwicklung berichten, und sei eine solche auch nur ansatzweise zu erkennen. Aber davon kann leider keine Rede sein. Dabei kam doch Hoffnung auf, als der Präsident, der Oppositionsführer und einige andere politische Größen sich im April nach Rom aufmachten. Dabei kam es zu einer persönlichen Begegnung mit unserem Papst Franziskus, wobei dieser in einer liturgischen Geste einem jeden von ihnen die Füße küsste. Sicher eine unmissverständliche Botschaft von Franziskus, dass auch jene im übertragenen Sinne ihren Landsleuten zuhause dasselbe antun, was konkret bedeutet, für soziale Gerechtigkeit und Frieden zu sorgen. Besagte Gruppe machte dann anschließend noch gemeinsame Exerzitien in Rom. Was kann man mehr erwarten?
Zu einem versöhnlichen Treffen der Kontrahenten, wie es geplant war, ist es allerdings bis jetzt noch nicht gekommen. Vereinbarte Voraussetzungen dafür, wie z.B. die Freilassung politischer Gefangener, Dezentralisierung der Armee aus Juba und dafür gleichmäßige Gruppenstärke nach den beiden Hauptethnien innerhalb der Stadt, um nur einige zu erwähnen, wurden bislang nicht erfüllt. Die politischen Gefangenen sind im sogenannten „Blauen Haus“ (blue house), einem berüchtigten Foltergefängnis, eingekerkert. So manch ein „versteckter Heiliger“ wird sich wohl darunter befinden. Nur Gott weiß natürlich, wer heilig ist, keine Frage! Aber ich wage zu behaupten, dass im Blauen Haus mehr Heilige sind als in der Regierung. Eine Zusammenkunft von Regierung und Opposition ist nun für November geplant. Abwarten, und hoffentlich kann ich dann in meinem Weihnachtsbrief was Positives mitteilen.
Größtes Problem im Südsudan sind die Spannungen und gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen den Ethnien (Stämmen), und hier vornehmlich zwischen den beiden Hauptgruppen der Dinka und Nuer. Die fehlende Verbundenheit und Solidarität untereinander verhindert das Aufkommen einer politischen Opposition. Es gäbe gewiss ausreichend fähige Männer und Frauen, die in einer halbwegs ehrlichen und vor allem kompetenten Zivilregierung dieses Land in eine bessere Zukunft führen könnten. Was sich da im Augenblick in Khartum abspielt, könnte für den Südsudan ein Beispiel sein. Die Menschen dort haben die Nase voll von Diktatur und Militärregierung und fordern eine Zivilregierung. Eine geballte, solidarisch geschlossene Menschenmenge bäumt sich auf gegen eine Unterdrückung, die in teils religiöser Verkleidung an der Tagesordnung ist. Leider Gottes geht die Militärregierung brutal vor, und immer wieder sind Opfer zu beklagen. Wir hoffen und beten, dass diese Regierung im Nord-Sudan sehr bald verschwindet und die Menschen dort frei aufatmen können.
Den überwiegenden Teil Ihrer Spenden gebe ich an das Projekt für die Straßenkinder weiter. Dort werden mehr als achtzig Kinder versorgt. Das schließt Unterbringung, Verpflegung, Schule und medizinische Versorgung ein. Hauptverantwortlich ist Yasmin, Rechtsanwältin; eine fromme tiefgläubige Christin, die sich vorbildlich für diese kleinen Geschöpfe aufopfert. Dennoch; in Juba trifft man so viele Kinder (Jungen und Mädchen), die verlassen und verwahrlost herumstreunen, dass es einem das Herz bricht. Wie erst muss es dabei dem großen Kinderfreund JESUS ergehen?
Täglich steigen im Südsudan so viele Gebete zum Himmel auf, die um Frieden und Gerechtigkeit flehen. Die Würde des Menschen bestimmt sich bekanntlich in der persönlichen Freiheit, welche der Schöpfer respektiert. Und dennoch findet der Herr seine Wege, in die Geschicke einzugreifen, wenn diese Freiheit missbraucht wird und Unschuldige unter der Willkür einiger weniger zu leiden haben. Die Gebete von Millionen Menschen können einfach nicht überhört werden. Ich darf auch Sie, meine lieben Freunde und Wohltäter, bitten, sich in ihren Gebeten der Not und des Elends der Menschen im Südsudan zu erinnern. Danke!
Zum Abschluss nochmals Ihnen allen ein herzliches Dankeschön für Ihre Anteilnahme und Verbundenheit. Alles Gute, Gesundheit und schöne Sommertage und, falls der Urlaub noch ansteht, gute und erholsame Zeit. Falls Sie den bereits hinter sich haben, hoffe ich, dass es eine angenehme Abwechslung war.
Liebe Grüße und Gottes Segen.
Bruder Hans Dieter Ritterbecks