Mein Freiwilligendienst in Kenia begann am 17. September 2015 und wird bis Anfang Juli 2016 andauern.

Am 17.09.2015 landete ich spät abends mit dem Flugzeug in Nairobi, der Hauptstadt Kenias, eine 3 Millionen Metropole. Ich erinnere mich an diesen Abend noch sehr gut: es war ein vollkommen neues Erlebnis für mich, vollkommen allein auf eine so lange Reise/Mission zu gehen. Im Flugzeug war ich noch relativ entspannt und hatte große Vorfreude auf all das, was mich dort alles erwarten würde. Als ich dann am Flughafen in Nairobi ankam, die Sicherheitsverfahren durchlief und auf mein Reisegepäck wartete, wurde ich schon ein bisschen aufgeregt. Nach gefühlten Stunden stieg ich dann endlich in das von den Comboni-Missionaren organisierte Taxi ein, das mich vorerst ins Provinzialat der Comboni-Missionare in Nairobi brachte. Die Taxifahrt war für mich wirklich sehr aufregend, da ich mir Kenia vollkommen anders vorgestellt hatte als das, was ich bei der Fahrt sah. Links und Rechts der Straßen sah ich große Einkaufsläden und Fast Food Ketten und war sehr positiv überrascht.

Im Provinzialat in Nairobi blieb ich dann zunächst eine Woche, um mich ein Stück weit an das Klima und die Menschen (Kultur, Lebensweise …) zu gewöhnen. Diese Zeit habe ich auch genutzt, um die Stadt Nairobi etwas näher kennenzulernen. Ich muss sagen, Nairobi ist eine sehr westliche Großstadt, welche sehr strukturiert ist und auch sehr weltoffen. In der ganzen Stadt verteilt gibt es wirklich an jedem Ort großes Polizei- und Soldatenaufgebot. Grund dafür sind vor allem die vermehrten Terroranschläge in den vergangenen Jahren durch die Terrororganisation „Al-Shabaab“, bevorzugt auf Weiße. Durch das große Polizeiaufgebot hat man sich so gut wie überall sehr sicher gefühlt. In Nairobi gibt es auch viele andere Ausländer (vor allem Menschen mit indischer Abstammung), sozusagen eine multikulturelle Millionenstadt.

Am 24. September machte ich mich dann zusammen mit einem Comboni-Priester aus Polen und einem Mitbruder aus Peru auf den langen Weg zu meinem Einsatzort Kacheliba im Nordwesten des Landes (ca. 450 km von Nairobi entfernt). 450 km klingt für europäische Verhältnisse als eine in 3-4 Autostunden machbare Strecke, in Kenia bedeutet das einen Tagesausflug: wir waren insgesamt 13 Stunden mit dem Auto unterwegs, bis wir spät in der Nacht Kacheliba erreichten. Grund dafür sind vorwiegend die schlechten Straßenverhältnisse und der recht unorganisierte Verkehrsablauf.

Mein Einsatzort

„Kacheliba liegt im Nordwesten Kenias, dicht an der Grenze zu Uganda (ca. 10 km). Das Gebiet heißt „Westpokot“. In Kenia unterscheiden die Menschen sehr stark danach, zu welcher Ethnie sie gehören. Es gibt in Kenia über 40 verschiedene Ethnien und viele verschiedene Sprachen. Wie es der Name meiner Gegend schon sagt, sind die meisten Einheimischen hier in Kachelia der Ethnie „Westpokot“ zugehörig und sprechen „Pokot“. Die Einwohnerzahl ist schwer abzuschätzen, da es keine offiziellen Angaben dazu gibt, Einheimische vor Ort behaupten, es würden um die 200.000 Einwohner sein. Dazu sollte man wissen, dass das Zentrum des Dorfes eher überschaubar ist, jedoch unsere Missionsstelle der Comboni-Missionare in Kacheliba über 60 Außenstellen besitzt. Das heißt, das Gebiet von Kacheliba ist sehr groß. „Außenstationen“ bedeutet nicht, dass die Comboni-Missionare überall Niederlassungen haben, sondern dass die Missionare diese Gegenden besuchen, um den Leuten vor Ort zu helfen und mit ihnen zusammen zu beten bzw. Messen zu halten. In den 1970er Jahren wurde die Mission hier in Kacheliba gegründet, zu dieser Zeit lebten die Pokot sehr abgeschieden und das Land der Pokot gehörte damals auch noch zu Uganda und nicht zu Kenia. Im Laufe der Zeit änderte und besserte sich vieles in der Gegend Kacheliba, eine große Anzahl der Einwohner hier vor ort sprechen mittlerweile fließend Suaheli und Englisch, welches beides Amtssprachen in Kenia sind.

Meine Tätigkeit

Zu Beginn meiner Ankunft hatte ich einen großen Drang, möglichst schnell Arbeit zu suchen, um mich beschäftigen und neue Kontakte schließen zu können. Voller Euphorie bin ich dann zu der nahe gelegenen Secondary School (vergleichbar mit dem deutschen Gymnasium) „Holy Cross“ für Jungen gegangen und habe ein Gespräch mit dem dortigen Schulleiter geführt. Jedoch hatten sie zu diesem Zeitpunkt genügend Lehrer und benötigten meine Hilfe nicht. Auf Rat des Schulleiters der „Holy Cross School“ bin ich am nächsten Tag zu der etwas außerhalb liegenden Secondary School Karon für Mädchen (ca. 6 km von Kacheliba Zentrum entfernt) gegangen. Die dortige Schulleiterin war sehr dankbar für das Angebot, als Lehrer bei ihnen zu arbeiten. Wir einigten uns darauf, dass ich Wirtschaftskunde und Sport unterrichten werde. Gleich am darauffolgenden Tag startete ich mit meiner neuen Arbeit als Lehrer. Da ich kein gelernter Lehrer bzw. Pädagoge bin, liefen die ersten Schulstunden noch eher holprig. Mit der Zeit jedoch verbesserte ich mich stetig und mittlerweile läuft der Unterricht sehr organisiert und strukturiert ab. Meine Unterrichtsstunden finden regelmäßig nachmittags statt, somit hatte ich zu Beginn (die ersten drei Monate), vormittags so gut wie keine Tätigkeit, gelegentlich habe ich aushilfsweise in unserem missionseigenen „Workshop“ mitgearbeitet. Meine Tätigkeiten bestanden dabei eher im organisatorischen Bereich, wie z.B. Buchhaltung führen, Arbeitern Aufträge erteilen, Abrechnungen von Einkäufen erstellen (Mais und Bohnen) und Warenanlieferungen und Warenabgaben mit zu organisieren.

Da diese Arbeit jedoch meinen Tagesablauf nicht ausgefüllt hat, habe ich mir eine neue Beschäftigung gesucht. Seit Mitte Januar leite ich einen Computerkurs für diejenigen, die sich mit dieser Materie beschäftigen möchten. Dort erkläre ich meinen „Studenten“, wie man mit einem Computer umgeht und verschiedene Programme, wie z.B. Excel, Access, Powerpoint und E-Mail/Internet. Dieser Kurs ist privat organisiert, hat somit also nichts mit meiner Secondary School zu tun. Organisiert wird dieser Kurs von mir, jedoch nicht ganz kostenfrei, da die Computer und die Netzverbindungen etc. von den „Franziskaner Schwestern“, die hier ebenfalls vor Ort eine Missionsstelle beitzen, finanziert werden müssen. Ab dem 3. Februar 2016 werde ich auch einen Deutschkurs anbieten, der dann auch kostenfrei stattfinden wird. Somit bin ich jetzt zeitlich vollkommen ausgebucht.

Freizeit

In der Freizeit, vor allem an den Wochenenden, unternehme ich viel mit meinen Lehrerkollegen und anderen Freunden vor Ort. Von Mitte November bis Anfang Januar hatte die Schule geschlossen, da Ferien waren. In den Ferien bin ich viel gereist und habe viele Städte in Kenia besichtigt, vor allem mit zwei anderen deutschen Freiwilligen, die in Eldoret (fünftgrößte Stadt in Kenia) eingesetzt sind und dort arbeiten. Eldoret ist 120 km von Kacheliba entfernt (ca. 4 Stunden mit dem Matatu). Städte die ich u.a. besichtigt habe, sind: Eldoret, Nairobi, Nyeri, Kisii, Kericho, Nakuru, Makutano, Kitale und Mombasa. Zudem haben mich meine Eltern und meine Schwester in den Ferien für drei Wochen besucht. In dieser Zeit besichtigte ich mit ihnen gemeinsam zwei verschiedene Nationalparks.

Fazit über das Land Kenia (Stand: 29.01.2016)

Dadurch, dass ich viel gereist bin und viele verschiedene Orte sehen konnte, daher auch viele Menschen kennenlernen durfte, denke ich, dass ich das Land Kenia gut einschätzen kann. Zuallererst möchte ich Euch sagen, das Land Kenia ist wunderschön, hat eine fantastische Vielfalt und sehr liebevolle Einwohner, ganz gleich in welcher Gegend man gerade ist, die Leute sind sehr hilfsbereit und höchst freundlich. Vor allem ist die Natur sagenhaft schön und extrem vielfältig. In manchen Gebieten ist es sehr, sehr warm/heiß und trocken (z.B. Pokotgebiet), in anderen wiederum eher kühl und sehr grün (z.B. Kericho, diese Stadt wird die „Teezentrale“ genannt, es wächst unendlich viel Tee dort, der weltweit exportiert wird. Bekanntestes Beispiel: „Lipton Tea“, einer der führenden Teeproduzenten, verwendet zum größten Teil Tee aus dieser Gegend).

Die Vorstellung, die viele Menschen aus Europa haben, dass alle Menschen in Kenia furchtbar arm sind und nichts zum Essen bzw. zum Trinken haben, ist falsch. Natürlich gibt es sehr arme Leute in Kenia, auf die diese Einschätzung auch zutrifft, jedoch die große Masse der Einwohner hier sinf nicht arm jedoch auch nicht reich, sie schaffen es, sich selbst zu ernähren und ihren Kindern eine Schulbildung zu ermöglichen. Eine Schulausbildung kostet hier, abhängig von der Klassenstufe, um die 30.000 Kenianische Schilling (entspricht ca. 300€) pro Schuljahr. Wie auch in Europa gibt es hier furchtbar reiche Leute (entspricht einem kleinen Prozentsatz).

Das große Problem hier in Kenia ist die große Spanne zwischen arm und reich. Meiner Meinung nach ist ein Grund dafür die Korruption im Land. Korruption gibt es hier in allen Bereichen: Justiz, Bildung, Arbeitsmarkt und Politik. In Kenia kann nur Präsident werden, wer auch sehr reich ist. Ein Normalbürger würde niemals Präsident werden können. Ein anderes Problem in Kenia ist die Einteilung der Menschen entlang ethnischer Linien, denn dadurch spaltet sich das Land selbst auf. Zum Beispiel: wenn Du einen Kenianer/Kenianerin triffst und dich mit ihm/ihr 5 Minuten unterhälst, wird der zweite oder dritte Satz von dem Kenianer/Kenianerin lauten, ich bin ein/eine „Pokot“, „Kisii“, „Maasai“, etc., jedoch wirst Du nie hören „ich bin ein/eine Kenianer(in)“.