Nach zwei Monaten Schulferien hat die Schule am 4. Januar 2017 endlich wieder begonnen. Ich unterrichte jeden Tag ein bis zwei Stunden Mathe in der 8. Klasse. Nachmittags mache ich oft Sport mit meinen Schülern, denn Anfang März beginnen die Schulturniere. Also bereite ich die Schüler auf das Fußball- und Volleyballturnier vor, in dem sie gegen die Mannschaften von Schulen aus der Umgebung antreten.

In meiner freien Zeit zwischen den Unterrichtsstunden bin ich meistens im Lehrerzimmer der Comboni Girls School. Mit meinen Kollegen dort habe ich mich schon gut angefreundet. Ich war nach den langen Ferien wirklich froh, wieder zum Unterrichten in die Schule zu gehen. Es gab keine Lehrertreffen vor Schulbeginn, also wurden alle Meetings und Pläne erst gemacht, als die Tore der Schule schon für die Schüler geöffnet waren. Das hat mich etwas gewundert, denn Unterricht kann ja nicht stattfinden, wenn alle Lehrer noch in den Konferenzen sind und den Klassen zugeteilt werden. Na gut, dann haben wir halt am Donnerstag und Freitag unsere Lehrertreffen und fangen am Montag mit dem Unterricht an … Falsch gedacht, Niko.

Als ich am Donnerstag zu der Comboni Girls Primary School gegangen bin, waren dort nur zehn der eigentlich 16 Lehrer. Als die Konferenz zu Ende war, bin ich zu der anderen Schule gegangen, in der Hoffnung, dass dort alle Lehrer anwesend sind. Falsch gedacht. In der Schule waren nur zwei Lehrer, die mir sagten, dass die Lehrermeetings dieser Schule erst nächste Woche beginnen.

Montags bin ich also wieder zu den Schulen gegangen. Es haben immer noch einige Lehrer gefehlt. Ich fand es ziemlich unverantwortlich von den Lehrern, dass die Schüler in der ersten Woche gar keinen Unterricht bekommen haben. Verstanden habe ich diese Situation erst, als ich eine Woche nach Schulbeginn mit der Schulleiterin gesprochen habe. Sie erklärte mir, dass noch nicht einmal die Hälfte der angemeldeten Schüler in der Schule angekommen ist. Als ich Schüler war, waren die Leute, die zwei Minuten nach 8:00 Uhr zum Unterricht kommen, unpünktlich. Hier kommt der Großteil der Schüler (und manchmal auch Lehrer) Tage oder Wochen zu spät. Das hat aber auch seine Gründe: Viele Familien schaffen es gerade so, das Schulgeld für die Kinder aufzubringen. Oft klappt das aber nicht pünktlich zum Schulbeginn, sodass die Schüler noch einige Tage zu Hause warten müssen. Aufgrund der hohen Arbeitslosenrate und vieler schlecht bezahlter Jobs gibt es auch einige Familien, die es nicht schaffen, die Schulgebühren zu bezahlen. Wenn sich für die Kinder dieser Familien keine Sponsoren finden, müssen sie zuhause bleiben. Ohne einen Schulabschluss haben die Menschen hier  in der Zukunft nur geringe Chancen, Arbeit zu finden. Kinder, die nicht zur Schule gehen, müssen oft zu Hause oder bei der Arbeit auf der Farm helfen. Viele Mädchen, die nicht zur Schule gehen, werden sehr früh, manchmal mit weniger als zwölf Jahren, verheiratet.

Euer Niko

Nikolai Füchte aus Berlin ist seit September 2016 als Missionar auf Zeit in Kacheliba, Kenia. Dort hilft er beim Unterricht in der Grundschule.

Weitere Briefe von Nikolai und den anderen Missionaren und Missionarinnen auf Zeit (MaZ) können Sie auf dem „MaZ-Blog“ www.cosamaz.org lesen.