Dienstag, 16. September 2025
Missionshaus Ellwangen, Kapelle
19:00 Uhr Vortrag von Bischof Christian Carlassare
Christian Carlassare ist Bischof der neu errichteten Diözese Bentiu. Er fängt bei null an. Bruder Hans Eigner, Bauingenieur von Beruf, wird ihm dabei zur Seite stehen.
9. Juli 2025
Die Comboni-Missionare sind weltweit, vor allem in Afrika tätig, und haben immer wieder die Verantwortung für den Aufbau einer Diözese, meist in schwierigen und armen Gegenden. Der Comboni-Missionar Pater Christian Carlassare wurde am 3. Juli 2024 zum Bischof der Diözese Bentiu (Südsudan) geweiht. Inmitten von Flüchtlingslagern und Überschwemmungen nimmt er die Herausforderung an.
Die Diözese Bentiu
Die Diözese Bentiu, an der Grenze zum Sudan, wurde aus der Diözese Malakal ausgegliedert und umfasst eine Fläche von 38.000 km², ist also fast so groß wie Baden-Württemberg. Innerhalb der Diözese leben ca. 1,2 Millionen Menschen, und es gibt nur sieben Pfarreien für etwa 621.000 Katholiken. Die Region wird von zwei ethnischen Gruppen bewohnt: Die Nuer-Mehrheit und eine Dinka-Minderheit. Die Beziehungen zwischen den beiden ethnischen Gruppen sind nicht einfach, und die Friedenssicherung ist ein wichtiges Anliegen. Abgesehen von den sieben Pfarreien gibt es keinerlei Strukturen für die Diözese. Alles muss über einen langen Zeitraum aufgebaut werden.
Die Stadt Bentiu liegt nahe der Staatsgrenze zur Republik Sudan. Sie ist von Wasser umgeben und muss durch Deiche und Dämme notdürftig geschützt werden. Im Januar 2014 wurde die Stadt durch den Bürgerkrieg fast dem Erdboden gleich gemacht. Übrig blieben eine kaputte Stadt und ein riesiges Flüchtlingslager. Die Einwohnerzahl des Lagers schwankt zwischen 120.000 und 160.000 Menschen, die vor bewaffneten Konflikten und jahrelangen Überschwemmungen Zuflucht suchten.
Frieden und Versöhnung
Trotz der menschlich gesehen aussichtslosen Situation kämpfen sich die Menschen durch ihren schweren Alltag, leben vom Fischfang und dem Wenigen, was dort wächst. Der größte Anteil der Bevölkerung sind Frauen und Kinder bzw. Jugendliche, da viele Männer auf Seiten einer der beiden Kriegsparteien kämpfen. Bischof Christian ist neben dem Aufbau der Diözese bemüht, vor allem die Friedensarbeit in die Pastoral vor Ort einzubringen. Dies gelingt vor allem über die Bildung.
Bau von Unterkünften und einer Schule
Zurzeit lebt Bischof Christian mit einem älteren Comboni-Missionar im Haus des Pfarrers von Bentiu. Bruder Hans Eigner wird im September 2025 zu ihnen kommen. Seine Aufgabe als Bauingenieur wird es sein, die Entwicklung der Diözese zusammen mit den Verantwortlichen vor Ort schrittweise zu organisieren und zu planen. Anfangen wird er mit dem Bau einer Primarschule und einfacher Unterkünfte, auch ist für die 1000 Schulkinder eine bessere Wasserversorgung nötig.
Zur Unterstützung der Aufbauarbeit in Bentiu findet am Samstag, 19. Juli 2025, um 19:00 Uhr ein Benefizkonzert im Missionshaus Josefinum in Ellwangen statt. Sie sind herzlich eingeladen!
12. Februar 2025
Comboni-Missionar Pater Christian Carlassare, Bischof der katholischen Diözese Bentiu im Südsudan, hat die führenden Politiker des Landes an ihre entscheidende Rolle bei der Förderung gewaltfreier Ansätze zur Konfliktlösung und des Friedens in der Gesellschaft erinnert. In seiner Rede anlässlich eines Friedensdialogs, der organisiert wurde, um Wege zur Versöhnung der sich bekriegenden Gemeinden der Diözese zu erkunden, sagte Bischof Christian, dass sich die Führer an Rechtschaffenheit und Gerechtigkeit orientieren müssen, um zum Aufbau friedlicher Gesellschaften beizutragen.
„Führungskräfte spielen eine Schlüsselrolle in der Gesellschaft, wenn es darum geht, Frieden zu schaffen. Wenn die Bösen an der Macht sind, stöhnt das Volk. Wenn die Gerechten regieren, freut sich das Volk“, sagte Bischof Carlassare in der ersten Sitzung des Friedensdialogs, die am 5. Februar abgeschlossen wurde. Der in Italien geborene Bischof fügte hinzu: „Die Anführer müssen dem Volk angehören, auf seine Bedürfnisse und Forderungen achten und seine Gedanken und Ansichten verstehen. Sie dürfen sich jedoch nicht vom Willen des Volkes leiten lassen, nur um einen Konsens zu erreichen“. Der Comboni-Missionar betonte „Führungspersönlichkeiten haben eine große Verantwortung. Sie müssen die Menschen führen, indem sie ihr Gewissen formen und eine neue Vision anbieten, dass Frieden immer möglich ist, dass Konflikte nur mit gewaltfreien Mitteln gelöst werden können und dass nur soziale Solidarität nachhaltige Entwicklung und echten Wohlstand bringen kann.“
Die katholische Diözese Bentiu betreut eine unruhige Region. Sie vereint das Volk der Dinka im Verwaltungsgebiet Ruweng und das Volk der Nuer in Bentiu im südsudanesischen Bundesstaat Unity. Diese beiden Gemeinschaften sind seit jeher miteinander in Konflikt. Der gerade zu Ende gegangene Friedensdialog wurde von der Mission der Vereinten Nationen im Südsudan (UNMISS) in Zusammenarbeit mit der südsudanesischen Zivilgesellschaft organisiert, um Wege zur Versöhnung der beiden Gemeinschaften zu erkunden. Der Südsudan, das jüngste Land der Welt, in dem über sechzig ethnische Gruppen leben, ist seit seiner Unabhängigkeit vom Sudan im Jahr 2011 instabil. Die beiden größten ethnischen Gruppen sind die Dinka, die mehr als ein Drittel der Bevölkerung des Landes ausmachen, und die Nuer, die etwa halb so groß sind.
Ein erheblicher Teil der Gewalt im Südsudan geht auf Konflikte zwischen diesen beiden ethnischen Gruppen zurück, die um die politische Macht im Land sowie um den Zugang zu Ressourcen wie Wasser und Vieh kämpfen. Die Spannungen zwischen den beiden Gruppen lösten 2016 einen sechsjährigen Bürgerkrieg aus. Obwohl im Februar 2020 durch die Bildung einer Einheitsregierung ein Friedensabkommen erzielt wurde, flammt die Gewalt immer wieder auf, insbesondere durch Viehdiebstähle. In seiner Ansprache vom 31. Januar hob der Bischof, der seit seiner Ankunft im Südsudan im Jahr 2005 in der Diözese Malakal tätig war, bevor er im März 2021 zum Bischof der Diözese Rumbek ernannt wurde, den Dialog als Eckpfeiler für Frieden und sozialen Zusammenhalt hervor. Bischof Carlassare sagte, Gewalt führe zu Niederlagen und sei das Ergebnis eines Mangels an gegenseitigem Respekt und des Versuchs, engstirnige Interessen über das Gemeinwohl zu stellen. Der Bischof, der nach seiner Priesterweihe im September 2004 sein Amt in der katholischen Diözese Malakal im Südsudan antrat, wies darauf hin, dass Spannungen entstehen, wenn bestimmte Gruppen ihren Vorteil gegenüber anderen in den Vordergrund stellen, was zu Spaltungen führt. In seiner Ansprache sprach Bischof Carlassare auch über die Bedeutung der Vergebung bei der Überwindung von Missständen.
Unter Bezugnahme auf das Johannes- und das Matthäus-Evangelium über die Liebe sagte das katholische Kirchenoberhaupt, Feindschaft verhindere den Aufbau eines sozialen Zusammenhalts, der Vergebung, Freundlichkeit und ein Engagement für den Frieden erfordere. Der Bischof rief die Menschen dazu auf, sich für Einheit und Frieden einzusetzen. „Seid demütig und freundlich. Seid geduldig. Ertragt einander in Liebe. Bemüht euch nach Kräften, die Einheit durch das Band des Friedens zu wahren“, sagte er unter Bezugnahme auf den Brief des Paulus an die Epheser. Er forderte die Menschen auf, negative Handlungen und Worte zu vermeiden, die den Frieden in ihren Gemeinschaften stören könnten, und betonte, dass die Bewahrung von Einheit und Frieden beständige Bemühungen, Demut und Geduld erfordert. Der Bischof rief außerdem dazu auf, sich gemeinsam auf den Weg der Brüderlichkeit und Versöhnung zu machen, um eine Gesellschaft aufzubauen, die in Liebe und Solidarität verwurzelt ist.
Silas Isenjia- ACI Africa
08. Januar 2025
Am 8. März 2021 hatte Papst Franziskus den aus Italien stammenden Comboni-Missionar Christian Carlassare (geb. 1977) zum Bischof der südsudanesischen Diözese Rumbek ernannt. Nördlich davon errichtete nun der Vatikan am 3. Juli 2024 das neue Bistum Bentiu, das an der Grenze zum Sudan liegt. Zeitgleich wurde Carlassare als erster Bischof dieser neuen Diözese eingesetzt. In seinem Artikel beschreibt er die Situation in seinem neuen Wirkungsgebiet und geht auf die Herausforderungen ein, denen sich die katholische Kirche in diesem Grenzgebiet zwischen Sudan und Südsudan stellen muss.
Im Juli 2024 hat mich Papst Franziskus von Rumbek in die neu errichtete Diözese Bentiu versetzt. Sie erstreckt sich über eine Fläche von knapp 38.000 Quadratkilometern, zum Vergleich, etwas mehr als die Fläche von Baden-Württemberg. In dem Gebiet leben etwa 1,13 Millionen Menschen, die den beiden ethnischen Gruppen Nuer und Dinka angehören. Die Beziehung zwischen diesen beiden Bevölkerungsteilen ist nicht einfach. Eine vorrangige Aufgabe der Diözese besteht darin, Brücken der Versöhnung zwischen diesen beiden Gruppen zu bauen.
Laienmitarbeiter als Seele der Gemeinden
Es gibt 450.000 Katholiken und etwa 350.000 Protestanten. Die übrigen sind der traditionellen Religion zugetan. Es gibt auch eine kleine, aber signifikante Präsenz von Muslimen. Die Diözese Bentiu ist in sieben sehr große Pfarreien eingeteilt, zu denen jeweils zahlreiche Kapellen gehören. Derzeit haben wir sieben Diözesanpriester und zwei Diakone. Die Pfarreien sind also auf Katecheten und Laienmitarbeiter angewiesen, welche das Rückgrat der christlichen Gemeinden bilden. In der Stadt Leer, 130 km südlich von Bentiu, gibt es eine Niederlassung der Comboni-Missionare, die in den letzten 30 Jahren viel zur Evangelisierung dieser Region beigetragen haben, vor allem durch ein Katechesezentrum, in dem eine große Zahl von Katecheten ausgebildet worden ist. Wir haben auch eine Gemeinschaft von Kapuzinern, die im Flüchtlingslager von Rubkona tätig ist. Zurzeit haben wir keine Ordensgemeinschaft von Schwestern, doch erwarten wir die Rückkehr der Comboni-Missionsschwestern und hoffen, dass noch weitere Kongregationen zu uns kommen werden.
Flüchtlingselend infolge des Bürgerkriegs
Das Gebiet unserer Diözese gehört zum ärmsten Teil des Landes. Hier leben die am meisten ausgegrenzten Menschen. Durch den Bürgerkrieg in den Jahren 2013 bis 2018 wurde die Stadt Bentiu verwüstet. Erst jetzt beginnt die Rückkehr der Bevölkerung in die Stadt. Doch es fehlt an Baumaterialien für den Wiederaufbau der Häuser. Die Menschen leben in einfachen Unterkünften, für die sie den noch brauchbaren Bauschutt verwendet haben.
In Rubkona, einer Zwillingsstadt von Bentiu, die nördlich des Gazelle-Flusses (einem Nebenfluss des Nils) liegt, befindet sich das größte Vertriebenenlager im Südsudan. Es entstand 2014 infolge des Konflikts und beherbergt 130.000 Flüchtlinge. Obwohl Friedensvereinbarungen getroffen worden sind, können die Menschen noch immer nicht in ihre Heimat zurückkehren. Es sind nun die Überschwemmungen der letzten Jahre, die sie daran hindern. Nach UN-Angaben sind 90 Prozent der Bevölkerung in diesem Gebiet Vertriebene. Außerdem leben in den Lagern von Yida und Jamjang, die sich ebenfalls auf dem Gebiet unserer Diözese befinden, etwa 70.000 sudanesische Flüchtlinge, hauptsächlich ethnische Nuba. Die Armut, in der die Bevölkerung lebt, macht sie äußerst verwundbar.
Verschärfung der Situation durch die Klimakrise
Auch der Klimawandel wirkt sich negativ auf die Lage im Südsudan aus. Das Land erlebt sowohl langfristige Veränderungen, z. B. höhere Durchschnittstemperaturen als in der Vergangenheit, als auch häufigere extreme Wetterereignisse. Die saisonalen Niederschläge sind ziemlich unberechenbar geworden. Es gibt Perioden extremer Dürre und extremer Regenfälle. All dies hat Auswirkungen auf die Landwirtschaft, da die Bevölkerung über keine Möglichkeiten der Bewässerung verfügt und vollständig von den Niederschlägen abhängig ist. Der Klimawandel erschwert daher die Erzeugung von Nahrungsmitteln zur Versorgung der Bevölkerung.
In den letzten vier Jahren hat der Anstieg des Nils zu schweren Überschwemmungen geführt, von denen jährlich etwa eine Million Menschen betroffen sind. Große Teile des Ackerlands wurden überflutet. An Krankheiten, die im stagnierenden Wasser entstanden sind, verendeten zahlreiche Tiere. Die Betroffenen mussten aufgrund ihrer bitteren Armut ein neues Zuhause suchen. Die Umsiedlung stieß vielfach auf feindselige Reaktionen der einheimischen Bevölkerung. Gleichzeitig führte der begrenzte Zugang zu Ressourcen zur Verschlechterung der Bodenqualität und zur Abholzung der Wälder, was das Risiko von Konflikten weiter erhöhte.
Zudem droht durch die Überschwemmungen eine gefährliche Umweltverschmutzung. Denn die meisten Ölquellen befinden sich in der Nähe von Flüssen. Im Bundesstaat Unity zum Beispiel wurden 533 der 1352 Ölquellen überflutet und es besteht die Gefahr, dass gefährliche Chemikalien ins Wasser gelangen. Klimawandel und Umweltzerstörung aber rauben der Bevölkerung des Südsudans ihre Widerstandskraft und machen sie umso krisenanfälliger.
Kampf der Eliten um die Öleinnahmen
Seit der Unabhängigkeit des Südsudan im Jahr 2011 bilden die Öleinnahmen, die etwa 85 Prozent des Bruttoinlandsprodukts ausmachen, eine gewisse Grundlage für Stabilität, sie sind aber auch der Auslöser von Konflikten. Als der Südsudan unabhängig wurde, hatte er einen so umfassenden Zugang zu den Einnahmen durch die Ölförderung, dass er als Land mit mittlerem Einkommen eingestuft wurde. Man hoffte, dass die Öleinnahmen den Aufbau des neuen Staates unterstützen und die Entwicklung der öffentlichen Infrastruktur finanzieren würden. Leider aber war dies nicht der Fall.
Die „International Crisis Group“, eine unabhängige Organisation für Konfliktprävention und Konfliktlösung mit Sitz in Brüssel, kommt zu dem Ergebnis, dass sich vor allem die herrschende Klasse mit den Öleinnahmen bereichert hat. Dies führte zu Konflikten sowohl innerhalb des Systems als auch zwischen den Begünstigten und den Ausgeschlossenen. Nach den Untersuchungen von Joshua Craze spielte die Frage nach dem Zugang zu den Öleinnahmen die Schlüsselrolle im Bürgerkrieg von 2013 bis 2018. Auch heute bildet sie die Hauptantriebskraft für den Wettbewerb zwischen den Eliten innerhalb des politischen Systems des Landes. Das Öl habe die Gewalt auf lokaler Ebene angeheizt. Dabei hätten die Eliten die ethnischen Gemeinschaften vor Ort mobilisiert, um sich so den Zugang zu den Einnahmen zu sichern. Gleichzeitig habe das Öl aber auch dazu beigetragen, neue Konflikte zu verhindern, da die Machthaber mit den Öleinnahmen die Loyalität potenzieller Herausforderer erkaufen konnten, indem sie ihnen beispielsweise einen Zugang zu Renten verschafften. Bis heute sind die Eliten nicht bereit, die Wirtschaft so umzustellen, dass mit den Öleinnahmen andere produktive Sektoren angekurbelt werden und auf die ökologische Nachhaltigkeit geachtet wird.
Der Konflikt im Sudan seit 2023
Der Konflikt im Sudan, der im April 2023 ausgebrochen ist, steht im Zusammenhang mit Machtgleichgewichten oder vielmehr Ungleichgewichten, bei denen bestimmte Eliten und militärische Gruppen um den Zugang zu den Ressourcen konkurrieren. Das hat schwerwiegende Auswirkungen auf den Südsudan, denn die beiden Länder sind stark voneinander abhängig.
Viele Südsudanesen lebten früher im Sudan, weil es dort gute Möglichkeiten für Arbeit, Studium und medizinische Versorgung gab. Dies ist jetzt nicht mehr der Fall. Die meisten von ihnen sind in den Südsudan zurückgekehrt, haben jedoch alles verloren und stehen jetzt ohne Möglichkeit da, in ihrer Heimat neu zu beginnen. Insgesamt hat der Südsudan seit Beginn des Konflikts mehr als 800.000 Flüchtlinge aufgenommen. Marie-Helene Verney, UNHCR-Vertreterin im Südsudan, erklärte: „Wir gehen davon aus, dass das Schlimmste noch bevorsteht. Der Konflikt im Sudan hat schwerwiegendere Auswirkungen auf den Südsudan als auf jedes andere Land in der Region, was die immensen Herausforderungen, mit denen das Land bereits konfrontiert ist, noch vergrößert.“
Die anhaltende Krise im Sudan hat die Ölförderung verlangsamt, da der Transport über die Pipeline nach Port Sudan unsicherer geworden ist. Die Wirtschaft wurde weiter geschwächt, die Landeswährung verlor noch mehr an Wert und die Inflation stieg sprunghaft an. Die Preise für lebenswichtige Güter, einschließlich Lebensmittel, sind in die Höhe geschnellt, was die Kaufkraft und die verfügbaren Ressourcen einschränkt.
Neben dem Sudan ist eine besorgniserregende Destabilisierung in allen Ländern am Horn von Afrika zu beobachten. Die Spannungen machen diese Länder zu hervorragenden Kunden für den Waffenmarkt, auch für den illegalen. Wenn Waffen in einem Land ankommen, gehen sie leicht von Hand zu Hand über die Grenzen hinweg und destabilisieren weite Regionen. Im Sudan sind auch ausländische Rekruten und Söldner anzutreffen, weil der Konflikt eine Gelegenheit für Plünderungen und Waffenbeschaffung bietet.
Verantwortung für das Gemeinwohl aller Bürger
Am 6. September kündigte Präsident Salva Kiir Mayardit die Verlängerung der Regierungszeit um weitere 24 Monate an und verschob die für dieses Jahr geplanten Wahlen auf Dezember 2026. Tatsächlich ist der Südsudan fast völlig unvorbereitet. Zudem handelt es sich nicht nur um Routinewahlen, wie sie in anderen Ländern regelmäßig abgehalten werden.
Es gab in der Bevölkerung die Meinung: „Eine schlechte Wahl ist besser als keine Wahl“. Auch religiöse Führer brachten nach der Ankündigung des Präsidenten ihre Enttäuschung über die Verlängerung der Regierung der nationalen Einheit zum Ausdruck und bezeichneten dies als eine Verlängerung des Leidens des Volkes.
Doch müssen die Wahlkonsultationen zugunsten eines wahren demokratischen Prozesses so gut wie möglich vorbereitet und durchgeführt werden. Daher halte ich es für wichtiger, sich jetzt auf den Prozess bis zu den Wahlen als auf das Ergebnis zu konzentrieren. Wir werden uns um die politische Bildung der Wahlberechtigten bemühen, zusammen mit der allgemeinen Bildung in den Schulen. Der Prozess muss zur Bildung eines nationalen Bewusstseins und zum Aufbau der Nation auf der Grundlage des Gemeinwohls aller Bürger führen. Im Licht des Evangeliums und aus der Kraft unseres christlichen Glaubens werden wir diesen Prozess begleiten.
Bischof Christian Carlassare mccj, in: Kirche Heute
23. Dezember 2024
Im Juli letzten Jahres hat Papst Franziskus die neue Diözese Bentiu errichtet, indem er einen Teil des Gebiets der Diözese Malakal abtrennte. Meine Ernennung zum ersten Bischof dieser Diözese war ein Geschenk und eine Überraschung. Im August habe ich die Diözese Bentiu übernommen und mit der Bevölkerung die Eucharistie gefeiert.
Das Gebiet ist sehr groß. Es erstreckt sich über eine Fläche von fast 38.000 Quadratkilometern. Die Bevölkerung zählt etwa 1.130.000 Menschen, die den beiden ethnischen Gruppen Dinka und Nuer angehören, deren Beziehungen nicht einfach sind. Es gibt 450.000 Katholiken und etwa 350.000 Protestanten. Der Rest der Bevölkerung folgt seiner traditionellen Religion. Es gibt auch eine kleine, aber bedeutende Anzahl von Muslimen. Es gibt sieben Pfarreien, die alle über eine große Anzahl von Kapellen verfügen. Nach der Weihe von zwei jungen Priestern am 10. November gibt es nun neun Diözesanpriester. In der Diözese haben wir eine Gemeinschaft von Comboni-Missionaren, die die Pfarrei von Leer betreuen, und drei Kapuziner, die die Pfarrei von Rubkona betreuen
Dieser Teil der Bevölkerung gehört sicherlich zu den ärmsten und am stärksten ausgegrenzten Bevölkerungsgruppen des Landes. Das Gebiet ist sehr isoliert und schwer zu erreichen. Es gibt keine funktionierenden Straßen, und in vielen Monaten des Jahres kann man nur mit dem Flugzeug dorthin gelangen. Die Stadt Bentiu wurde durch den Bürgerkrieg, der von 2013 bis 2019 dauerte, verwüstet. In Rubkona befindet sich das größte Binnenflüchtlingslager des Landes: über 130 000 Menschen, die gezwungen sind, in völliger Abhängigkeit von humanitärer Hilfe zu leben. Dieses Lager wurde aufgrund der Gewalt gegen die Zivilbevölkerung während des Konflikts eingerichtet. Nach dem Friedensabkommen und der Bildung der Regierung der nationalen Einheit im Jahr 2019 blieben die Menschen aufgrund von Armut und Überschwemmungen im Lager. Der Nil ist nämlich über die Ufer getreten und hat mehr als die Hälfte des Landes überschwemmt und Dörfer und Ackerland überflutet. Acnur berichtet, dass 90 Prozent der Bevölkerung ihre Dörfer verlassen haben, um in höher gelegenen und trockeneren Gebieten Zuflucht zu finden. In der Diözese leben außerdem etwa 70.000 sudanesische Flüchtlinge, hauptsächlich ethnische Nuba, in den Lagern von Yida und Jamjang. Das Elend ist groß, und die Bevölkerung lebt in einer sehr prekären Situation.
Hinzu kommt die ökologische Krise, die immer auch mit einer Krise der Menschlichkeit verbunden ist. Eine von der Ethik losgelöste wirtschaftliche Entwicklung verringert nämlich nicht die Ungleichheiten, sondern vergrößert sie, zusammen mit eklatanten Ungerechtigkeiten. Das Öl, das hier gefördert wird, hat der Bevölkerung keinen Wohlstand gebracht. Es war eine Quelle der persönlichen Bereicherung für die herrschende Klasse, es hat die Gewalt im Land und in den Gebieten, in denen es vorkommt, angeheizt, und es dient weiterhin als Hauptmotor des Wettbewerbs zwischen den Eliten innerhalb des politischen Systems des Landes. Die Erdölförderung hat sich negativ auf die Umwelt ausgewirkt, da giftige Stoffe ausgetreten sind, die nun durch Überschwemmungen die Wasserquellen verschmutzen, aus denen sich die Bevölkerung versorgt, was nicht ohne negative Auswirkungen auf die Gesundheit bleibt. Es handelt sich um eine Entwicklung, die den Profit einiger weniger Gruppen in den Vordergrund gestellt hat, auf Kosten des Gemeinwohls, nämlich des Schutzes der Schwächsten, der Förderung des Friedens und eines würdigeren Lebens für alle.
Weihnachten steht vor der Tür. Mir scheint, dass der Anlass und die Bedeutung dieses Festes eine sehr starke prophetische Botschaft für die Menschen von heute und auch für die Kirche enthalten, deren Mission sich in den wirklichen Problemen, denjenigen, die Leben kosten, niederschlagen muss. Die Kirchenväter erinnern uns daran, dass in der Inkarnation „Gott Mensch geworden ist, damit der Mensch Gott werden kann“. Der Mensch kann nicht Gott werden, so sehr er sich auch bemüht, sei es durch Macht, Wissenschaft oder Technik. Diese Bemühungen führen nur dazu, dass er sich selbst entfremdet und sein Menschsein verliert. Der von Gott geschaffene Mensch vergöttlicht uns als Menschen in Gemeinschaft mit ihm. Er leugnet also nicht, dass wir Menschen sind, aber er heilt uns von der vorherrschenden Art und Weise unseres Menschseins: einer Art und Weise, die Schrecken wie den Krieg im Nahen Osten und so viele andere Arten von Krieg, Elend und Ungerechtigkeit hervorbringt, die eine Welt mit einem entstellten und unmenschlichen Gesicht ausmachen.
Das Jesuskind zeigt uns das wahre Gesicht dessen, was wir sind: Pilger auf der Suche nach der Ähnlichkeit mit Gott, der Gemeinschaft mit ihm und unseren Brüdern und Schwestern. Jesus bittet um alles und nicht nur um einen Teil: Er bittet um alles, was nötig ist, damit sein Traum Gestalt annimmt. Nur wer nicht an sich selbst denkt, lebt verantwortungsvoll, das heißt, er lebt wirklich. Nur die Kirche, die nicht für sich selbst und ihren Erhalt, sondern für das arme Volk Gottes da ist, ist wirklich Kirche. Das ist der Weg, den Weihnachten uns eröffnet und der uns neue Wege und Perspektiven eröffnet.
Mögen Sie einen Weg des neuen Lebens gehen!
Pater Christian Carlassare, mccj
Bischof von Bentiu und Apostolischer Administrator von Rumbek (Südsudan)
5. Juli 2024
Papst Franziskus hat die Diözese Bentiu (Südsudan) mit dem aus der Diözese Malakal ausgegliederten Gebiet errichtet und sie zum Suffragan der Metropolitan-Erzdiözese Juba gemacht. Er hat ihren ersten Bischof, den Comboni-Missionar P. Christian Carlassare, bisher Bischof von Rumbek, ernannt.
Bischof Christian Carlassare wurde am 1. Oktober 1977 in Schio, Diözese Vicenza (Italien), geboren. Im Jahr 2003 legte er im Institut der Comboni-Missionare die Feierliche Profess ab und wurde am 4. September 2004 zum Priester geweiht. Im Jahr 2005 wurde er als Missionar in den Südsudan entsandt und bekleidete folgende Ämter: Vizepfarrer, Pfarrer, Verantwortlicher für Berufungspastoral und Leiter des Orientierungskurses für Comboni-Missionare, Mitglied des Sekretariats für Berufungsanimation und Grundausbildung, Provinzrat der Comboni-Missionare, Vize-Provinzial der Comboni-Provinz im Südsudan.
Von 2020 bis 2021 war er Generalvikar der Diözese Malakal. Am 8. März 2021 wurde er zum Bischof von Rumbek ernannt und am 25. März 2022 geweiht.