Beim Papstbesuch in Kairo haben die ägyptischen Medien zum ersten Mal Interesse für die christliche Religion gezeigt. Diese Einschätzung äußert im Gespräch mit Radio Vatikan der Comboni Pater Paul Anis, der in Kairo ein Studienzentrum für interreligiösen Dialog leitet. „Dieser Gottesdienst hatte für die Medien einen Wow-Effekt, es war eine Überraschung“, so der Pater. „Der menschliche und brüderliche Auftritt des Papstes hat ein Bild übertragen, das anders ist als das, was man normalerweise sieht. Franziskus habe auch mit einer ungewöhnlichen Geste das übliche Schema einer interreligiösen Begegnung durchbrochen: „Der Großimam hat sich nicht erwartet, dass der Papst ihn brüderlich umarmen und „Bruder“ nennen würde. Das hat für einen Muslim eine andere Bedeutung. Der Bruder einer anderen Religion ist nicht wirklich ein Bruder.“ Großes Interesse ortet der Comboni Pater aber nicht nur an den Gesten, sondern auch an den Worten des Kirchenoberhauptes bei seinem Ägypten-Besuch. Was der Papst sagte, sei sehr dicht gewesen. „Sowohl Muslime als auch Christen haben wahrgenommen, dass da Aufrichtigkeit war, aber auch eine Dringlichkeit der Botschaft, die der Papst gab, die nicht nur Ägypten betrifft. Was der Imam über die Würde der Person und die Gerechtigkeit gesagt hat, sagte er zum ersten Mal. Er nimmt da eine Botschaft auf, auf die sich auch der Papst bezieht, nämlich die Menschenwürde. So wurde dieser Begriff zur Brücke. Auf dieser Basis kann man weitergehen, statt einander zu widersprechen.“ (rv)