Simon Hafner war von September 2015 bis Mai 2016 als Missionar auf Zeit (MaZ) in Kacheliba, Kenia. Dort hat er in einer Secondary School mitgeholfen und Computerkurse angeboten. Nun reflektiert er seine Zeit in Kenia in einem Brief:

Meine Zeit in Kacheliba/Kenia ist seit Mai diesen Jahres zu Ende. Ich habe meinen Aufenthalt dort sehr genossen. Es war für mich in dem fremden Land nicht immer einfach, auch gesundheitlich habe ich leider einige Strapazen durchgemacht. Nichtsdestotrotz war es eine unglaublich schöne, erfahrungsreiche und aufregende Zeit, die ich niemals vergessen werde.

Auf meinen letzten Bericht bezugnehmend, hat sich in den letzten Monaten von Januar bis Mai 2016 noch einiges in meinem Tätigkeitsfeld geändert. Bis Januar war ich an der Secondary School für Mädchen in Kacheliba („Karon“) tätig. Da meine Stundenanzahl jedoch sehr gering war, habe ich mich Anfang Januar dazu entschlossen, auch Computerkunde und Deutsch privat zu unterrichten. Nach der Veröffentlichung meines Programms versammelten sich recht zeitnah einige wissbegierige junge Menschen aus meiner Gemeinde in Kacheliba. Durch diese zwei zusätzlichen Tätigkeiten war mein Alltag gut organisiert und verplant. Im Nachhinein war dies auch die richtige Entscheidung. Meine Studenten haben mir auch signalisiert, dass es ihnen genauso viel Spaß gemacht hat wie mir selbst. Ich bin sicher, dass sie viel vom Erlernten behalten werden und dieses Wissen auch später beruflich nutzen können.

Einige Gedanken zur Ungerechtigkeit in der Welt

Nun, nach meiner Rückkehr aus Kenia, möchte ich Euch meine Gedanken und Erfahrungen, die ich reflektiert habe, weitergeben.

Durch den achtmonatigen Aufenthalt in Kenia hat sich mein Weltbild deutlich verändert. Mir ist klar geworden, dass unser Globus sehr ungerecht aufgeteilt ist. Auf der einen Seite der sogenannte „reiche Westen“, in dem wir Deutsche uns ansiedeln, und auf der anderen Seite die „Länder des globalen Südens“, zu denen auch Kenia gehört. Dadurch, dass ich in Kenia viele soziale Kontakte geschlossen habe, wurde mir sehr deutlich, dass wir alle, jeder von uns, egal ob Afrikaner, Europäer, Asiate oder Amerikaner, der gleichen Spezies anghören und wir alle Menschen sind. Jeder, der dies klar erkannt hat, kann kein Rassist sein. Wir müssen lernen, dass wir langfristig nur überleben können, wenn jeder jeden respektiert und akzeptiert, so wie er ist. Es darf kein Unterschied gemacht werden zwischen arm und reich, keine Ausgrenzung in Bezug auf die Hautfarbe oder die Herkunft eines Menschen gemacht werden. Vor allem muss uns klar werden, dass die „westliche Politik“ zwar über diese Ungerechtigkeit und Armut in den Ländern des globalen Südens diskutiert, jedoch bei näherem Betrachten sich nicht eingesteht, dass genau diese Politik, die wir als westliche Länder betreiben, zu dieser Ungerechtigkeit führt, d.h. im Endeffekt ist der westlichen Politik bewusst, dass wir unseren hohen Lebensstandard nur halten können, weil wir auf Kosten der Länder des globalen Südens leben. Ein Beispiel dafür ist die Modebranche. Wenn man sich überlegt: ein T-Shirt bei H&M in Europa kostet gerade mal 5-10 Euro, würde dieses Kleidungsstück jedoch in Europa produziert und hergestellt werden, könnte es niemals für diese niedrige Summe verkauft werden.

Kirchlicher Aspekt meines Aufenthaltes

An meinem Glauben hat sich nichts geändert. Ich bin nach wie vor ein gläubiger Mensch. Mein Eindruck von vielen Menschen vor Ort ist, dass sie zwar an Gott glauben, jedoch die Mission vor Ort auch als Geldquelle und finanziellen Anker sehen.

Meiner Ansicht nach hat es ein Priester in Deutschland um einiges leichter als ein Missionar in Kenia. Man muss wissen, die materiellen Lebensumstände und das Lebensniveau sind um einiges niedriger. Meine Missionsbrüder müssen tagtäglich auf viel Luxus, den sie aus ihrer Heimat gewohnt sind, verzichten. Dies kann man wohl nur, wenn man einen festen Glauben an Jesus Christus und seine Sendung hat.

In einem Satz zusammengefasst habe ich höchsten Respekt vor jedem Missionar, der sein Leben für die Armen und Hilfsbedürftigen einsetzt und bewusst auf viel Luxus verzichtet.