Erfahrungen nach einem „Outing“ als Comboni-Laien-Missionare
Die Einladung zu einer Geburtstagsfeier assoziiere ich persönlich zunächst nicht mit dem Thema Mission und gerade deshalb möchte ich von vier Gesprächen vom letzten Zusammentreffen der CLM berichten. Wir besuchten ein CLM Mitglied zu Hause in Schwaben, um ihn besser kennen zu lernen.

Jürgen nahm seinen vierzigsten Geburtstag zum Anlass, mit verschiedenen Leuten aus seinem Leben zu feiern. Auch wir CLM-Freunde waren dazu eingeladen, zusammen mit über vierzig anderen Freunden, Verwandten und Nachbarn. In einer kleinen Begrüßungsrede stellte Jürgen auch uns -neben Schulfreunden, Arbeitskollegen und befreundeten Nachbarn – als „Comboni-Laien-Missionare“ vor, ohne weiter darauf einzugehen. Daraus ergaben sich jedoch im Laufe der Feier vier interessante Gespräche:

Eine ältere Dame setzte sich an unseren Tisch. Naja, Kaffeeklatsch mit einer 78-jährigen, war jetzt nicht das, was ich mir bei einer Geburtstagsparty so vorgestellt hatte. Das Gespräch blieb zunächst auch allgemein. Nach einigen Nachfragen kam Frau S. so richtig ins Erzählen: „… ach ja, das erinnert mich an meinen Einsatz als Krankenschwester und Hebamme vor über vierzig Jahren in Namibia.“ Damit war das Eis gebrochen und es folgte ein langes Gespräch über positive und negative Hinterlassenschaften in der Entwicklungszusammenarbeit. Allerdings berichtete sie auch, dass es in ihrem Alltag – selbst in der Gemeinde – wenige Situationen gibt, in denen sie offen über ihren Glauben und ihre Missionserfahrungen reden kann.

Einmal „entlarvt und geoutet“ als irgendwelche Missionare kamen natürlich auch Gesprächsthemen mit Vorurteilen über die Kirche als Institution auf. Und nein, nicht alle Ordensmitglieder tragen Kutten und wir als Comboni-Laien auch nicht. Traurig stimmte mich und andere, welch‘ negativen oder langweiligen Eindruck die Kirchengemeinden und Gottesdienste anscheinend vielerorts hinterlassen. Fern der Heimatgemeinde (beispielsweise nach beruflich bedingtem Umzug) scheint es schwer, Anschluss zu finden. Diesen Eindruck wollten nicht nur junge Erwachsene, sondern auch Senioren bei mir loswerden: „Auf dem Land herrscht keine heile Welt mehr.“ „Die Gemeinden sind leer und keine Spur von einer christlichen Leitkultur.“ „Deutschland ist Missionsland.“

Als die Geburtstagsfeier etwas ruhiger war, kam ein Mann (vielleicht Mitte sechzig) auf mich zu und nahm mich zur Seite. „Du hast doch einen etwas besseren Draht zu dem da oben?“ Dann teilte er mit mir einige seiner persönlichen Anliegen und bat mich mal darum zu bitten „dass Gott hier diese Dinge etwas schneller zur Besserung bringt“. Wir vereinbarten, dies beide im Gebet vorzubringen.

Nach einer lebendigen Feier und Party – mit fünf CLM stets auf der Tanzfläche – bekam ich noch ein Feedback: „hätte nicht gedacht, dass Christen so ausgelassen feiern können“. Was mich dabei verwundert ist, welche Eindrücke, Bedenken und Vorurteile aus diesen Reaktionen deutlich werden. Umso schöner und vielleicht sogar erforderlich ist es, sich als Christen im Alltag zu offenbaren.

Christoph Koch